Wien gibt gerade richtig Vollgas – und mit der österreichischen Metropole auch seine BewohnerInnen. Dazu gehört Carola Pojer – Stylistin, Unternehmerin und coole Socke, die mit ihrem Keramiklabel One of a Kind und dem Shoppable Apartment House of Auster gerade den Zeitgeist trifft.
FACES: House of Auster ist dein Take darauf, schönes Kuratiertes in einem stylischen Apartment anzubieten – gerade so, als würde man durch die Wohnung einer FreundIn schlendern und sich dort seine Favoriten aussuchen. Wie kamst du auf diese Idee?
Carola Pojer: Ich habe ein ähnliches Konzept vor vielen Jahren in New York entdeckt und war sofort begeistert. Der Gedanke, dass du eine wunderschön eingerichtete Wohnung betrittst und weißt, dass du alles dort kaufen und sofort mitnehmen kannst, fand ich unheimlich aufregend – ein bisschen wie Disneyland für Erwachsene. Vor allem, weil man die Chance bekommt, neue Dinge zu entdecken und sie im normalen Wohnkontext sieht. Das ist ganz anders als in normalen Shops, wo man meist von Produkten regelrecht erschlagen wird. Meine Geschäftspartnerin Andreea und ich haben sofort gesagt: Wenn wir je etwas in Wien eröffnen, dann so ein Konzept. Und heute ist unser shoppable Apartment House of Auster einzigartig in Österreich und Deutschland.
FACES: Welcher Raum ist im House of Auster dein liebster und weshalb?
Carola Pojer: Ich liebe unseren Fashion Room, der quasi ein riesiger begehbarer Kleiderschrank voller Vintage- und Designer-Mode und tollen Traum-Accessories ist. Sowas hätte ich ja selber gerne zuhause! Zumindest kann ich den Traum täglich im House of Auster leben. (lacht)
FACES: House of Auster ist auch eine Event-Location. Welche drei Tipps für einen gelungenen Anlass teilst du mit uns?
Carola Pojer: Das Ambiente ist unheimlich wichtig: Kerzen, gute Musik, gutes Essen, leckere Getränke und ein ansprechender Duft. Es sind oft die kleinen Dinge im Hintergrund, die sich positiv auf den Gesamteindruck auswirken. Und eine gute Gästeliste – das heißt, eine tolle Mischung aus spannenden, unterhaltsamen und angenehmen Menschen, die gut zueinander passen und für einen tollen Event sorgen.
FACES: Bist du lieber Gastgeberin oder Gast?
Carola Pojer: Ich liebe es zu hosten. Wenn ich unsere Gäste happy und zufrieden sehe, macht mich das auch ganz glücklich. Die „Ahs und Ohs“, wenn Gäste unser Apartment betreten, sind einfach unbezahlbar schön.
FACES: Wie beschreibst du den Stil deines eigenen Zuhauses?
Carola Pojer: Minimalistisch, clean und aufgeräumt.


One of a Kind: Schönes aus Keramik
FACES: Unter One of a Kind gestaltest du Schönes aus Keramik. Wie sah dein erster Versuch mit Ton an der Drehscheibe aus. und was ist das Schöne an diesem Handwerk?
Carola Pojer: Die ersten Versuche gingen wortwörtlich schief. Ich habe sehr lange gebraucht, um zu lernen, wie man den Ton richtig zentriert. Das ist einer der schwierigsten, aber auch einer der wichtigsten Schritte beim Töpfern. Es heißt nicht zu unrecht, dass man jeden Handgriff mindestens hundert Mal machen muss, um ihn zu beherrschen. Ich bin Perfektionistin und habe da anfangs schon mal eine Träne des Frustes vergossen, weil ich es nicht so schnell hingekriegt habe, wie ich das wollte. Die Arbeit mit Ton erfordert Geduld, und das war eine tolle Schule für mich. Ich habe mich dann einfach ein paar Tage im Studio eingesperrt und diese Handgriffe geübt und geübt, bis sie geklappt haben. Das Schönste an der Keramikkunst ist, dass ich etwas mit meinen eigenen Händen erschaffen kann – nützliche Gebrauchsgegenstände wie Kaffeebecher oder Schüsseln etwa, die Menschen tagtäglich Freude bereiten. Gerade in dieser Simplizität liegt mein Glück.
FACES: Welches Handwerk benötigt unbedingt mehr Beachtung und weshalb?
Carola Pojer: Generell finde ich, dass jegliches Handwerk mehr Beachtung verdient und viel cooler ist als seelenlose Massenproduktionen. Diese Beachtung ist zum Glück durch die Pandemie immer mehr gestiegen. Wir merken auch im House of Auster, dass Handwerk wie Keramik, Glasbläserei, Holz- und Metallarbeit immer mehr geschätzt und bevorzugt werden. Vor allem die handgemachte Keramik hat in den vergangenen Jahren ein großes Revival erfahren, was ich als Keramikkünstlerin natürlich total schön finde.
FACES: Welches Handwerk würdest du gerne beherrschen und weshalb?
Carola Pojer: Ich habe vergangenes Jahr einen Glasbläserworkshop bei Studio Comploj gemacht und würde die Skills gerne noch vertiefen. Das ist ein so spannendes und schwieriges Handwerk, das von außen immer super einfach aussieht.
FACES: Wie schaffst du es, deine verschiedenen Standbeine und Businesses unter einen Hut zu bringen?
Carola Pojer: Dank gutem Time Management und vielen To-Do-Listen.
FACES: Wofür und in welchen Momenten wünschst du dir eine dritte Hand?
Carola Pojer: Wenn ich wieder mal extrem viel arbeite und drei Dinge gleichzeitig mache, dann hätte ich gerne eine dritte Hand, die mir auf die Schulter klopft und sagt: „you got this.“
Das Schöne an Wien
FACES: Wenn du nicht in Wien leben würdest, wo würdest du ansonsten wohnen wollen?
Carola Pojer: In Kopenhagen, Antwerpen oder Hamburg. Ich liebe die Ästhetik in den Städten und generell die Menschen und Vibes.
FACES: Was hat Wien, was andere Städte nicht haben?
Carola Pojer: Hier liegt überall Geschichte in der Luft. Sigmund Freud ging hier genauso durch die Straßen wie Sisi, Friedensreich Hundertwasser, Marie Antoinette, Schubert, Egon Schiele, Johann Nestroy, Erich Fried oder Falco. An jeder Ecke gibt es etwas zu erzählen. Das merkt man irgendwie in der Luft. Ich finde das richtig cool.
FACES: Wie hat sich Wien in den vergangenen Jahren verändert?
Carola Pojer: Es ist internationaler geworden. Unsere Gastronomieszene ist wahnsinnig spannend geworden und auch das Kunst- und Kulturangebot. Generell habe ich das Gefühl, dass Wien viel moderner und cooler geworden ist und gleichzeitig den alten Charme behalten hat.
FACES: Wie beschreibst du den Vibe Wiens?
Carola Pojer: Die Seele einer klugen, alten Frau trifft auf einen neugierigen, abenteuerlustigen Teenager.


Vom Muttersein und der Elternrolle
FACES: Wie hat dich das Muttersein verändert, und was ist gleich geblieben?
Carola Pojer: Ich bin jetzt viel gütiger und geduldiger. Und ich habe großen Respekt vor meinem Körper und davor, was er alles aushält. Sehr cool ist das! Aber ich habe immer noch Hummeln im Hintern und brauche immer neue Herausforderungen. Die Mischung aus Businessfrau und Mamasein erfüllt mich sehr.
FACES: Wie hat sich die Vorstellung von Eltern für dich geändert, seit du selber eine Mama bist?
Carola Pojer: Ich habe definitiv unterschätzt, wie herausfordernd das Elternsein ist, vor allem energietechnisch. Als Mama ist man quasi immer „on“, also in Alarmbereitschaft oder im Bespaßungsmodus. Als meine Tochter ein Baby war, habe ich einmal aus dem Augenwinkel heraus gesehen, dass sie beinahe vom Sofa fällt und sie reflexartig mit einer Hand aufgefangen. So ein bisschen supermanmäßig. Diese Verbundenheit ist total schön, aber der Standby-Modus geht manchmal ganz schön an die Energie. Und das hört nie auf – meine Eltern machen sich immer noch Sorgen bzw. fiebern mit uns Kindern mit. Vor dieser Hingabe habe ich großen Respekt.
FACES: Wann hast du das Gefühl, alles hinschmeißen und aufs Land ziehen zu wollen?
Carola Pojer: Wenn ich wieder mal zu viel auf Social Media abhänge.
FACES: Auf welches Teil in deiner Wohnung hast du am längsten gespart, und für welches Stück in deinem Kleiderschrank hast du am meisten Geld auf den Tresen geblättert?
Carola Pojer: Ich bin ein großer Fan von The Row, was leider eine teure Leidenschaft ist. Auch wenn ich vieles secondhand kaufe, sind das – neben meiner kleinen Chanel-Sammlung – wohl meine teuersten Teile im Schrank. Für meine Wohnung spare ich schon lange auf eine neue Küche, die wir hoffentlich in diesem Jahr in Angriff nehmen.
FACES: Was würdest du nie mehr hergeben wollen?
Carola Pojer: Meine Tochter Pina.
Ein Blick in die Zukunft
FACES: Womit lockt dich die Zukunft?
Carola Pojer: Mit Herausforderungen und Abenteuern. Ich möchte mich in diesem Jahr wieder vermehrt der Schauspielerei und Fotografie widmen und quasi ein bisschen zurück zu meinen beruflichen Wurzeln gehen.
FACES: Wovor fürchtest du dich?
Carola Pojer: Vor der Rente.
FACES: Was wünschst du dir?
Carola Pojer: Gesundheit, Zufriedenheit und dass ich ewig frei und kreativ arbeiten kann.
FACES: Ein kleines Glück, auf das du nicht verzichten möchtest?
Carola Pojer: Mein Heizstrahler im Badezimmer, vor dem ich unheimlich gerne sitze und der ratternden White Noise lausche. Das ist meine Sucht, seit ich ein kleines Kind bin.
Carola Pojer
Das Schöne gehört zu Carola Pojer wie der Prater zu Wien. Kein Wunder, widmete sie sich nach ihrer Arbeit für TV und Theater als Fotografin dem Modeblog Viennawedekind.com und tippte sich ihre Leidenschaft in der Kolumne für Derstandard.at von der Seele. Alsbald mischte sie als Stylistin und Fashion Consultant die Branche auf und gründete schließlich 2022 ihr Keramiklabel One of a Kind, für das sie in einem kleinen Wiener Studio an der Drehscheibe sitzt. Ein Jahr darauf folgte das nächste Projekt: Gemeinsam mit Innenarchitektin Andreea Cebuc startete Pojer House of Auster, das erste Apartment, dessen Einrichtung und Accessoires jeder kaufen kann, der durch die hübsch kuratierten Wände flaniert.
House of Auster, Neubaugürtel 20/7, 1070 Wien, Österreich, geöffnet Donnerstag bis Samstag ab 10 Uhr (houseofauster.com)


Die besten Wien-Tipps von Carola Pojer
Der perfekte Dating-Spot: die Cocktailbar Parfümerie und im Sommer geht’s ab in die Weinberge zum Beispiel ins Wieninger am Nussberg.
Das Restaurant, das auch die Eltern lieben: Seven North, mein absolutes Lieblingsrestaurant.
Der Ort, an dem man mich am Samstagmorgen findet: zum Brunch im Crème de la Crème oder im Café Hildebrandt.
Hier geht immer die Post ab: Der Volksgarten hat im Sommer oft tolle Motto-Events, die richtig Laune machen.
Das beste Brot: gibt’s bei Joseph Brot, dicht gefolgt von Öfferl.
Der leckerste Kaffee: landet im Wolfgang Coffee, Crème de la Crème und bei Empress Coffee in meiner Tasse.
Hier reserviere ich zum Dinner: C.O.P, &Flora oder bei Chez Bernard.
Diese Geschäfte gehören zu den Must-Gos: Volta, Die Sellerie und natürlich House of Auster.
Alles zum House of Auster findest du hier.
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Fotos: © Carola Pojer, Sarah Rechbauer, Pilar Schacher