Rita Sabos Kunst ist eine Erinnerung. Daran, dass wir alle nur Gast auf dieser Welt sind. Selbiges gilt für die Saboteur-Linie SACRA, die aus ihrem künstlerischen Werk entstanden ist. Wir haben die Künstlerin anlässlich des Store-Openings in München zum Gespräch getroffen.
FACES: Welche ist die erste Kindheitserinnerung, die beschreibt, wer du heute bist?
Rita Sabo: Dazu fällt mir kein konkreter Moment ein. Ich denke, wer ich heute bin, ist vielmehr ein Produkt aus allem, was ich erlebt habe, all den Erfahrungen, die ich machen durfte. Kreativität war schon immer eine wichtige Konstante in meinem Leben. Ich habe gefühlt schon immer gezeichnet und schon in meiner Jugend haben mich geometrische Formen fasziniert – auch wenn ich noch gar nicht so genau wusste, was ich da zeichne. Meine Mama hat mich von klein auf unterstützt und gefördert, dafür bin ich dankbar. Zudem bin ich bereits als Kind sehr viel gereist. All die Eindrücke, die ich so sammeln und die unterschiedlichen Kulturen, die ich so kennenlernen durfte, prägen mich und meine Arbeit noch heute.
FACES: Du wurdest im Nordkaukasus geboren, wuchst mit Russisch, Deutsch und Italienisch dreisprachig auf und bist später mit deiner Familie in die Schweiz gezogen. Heute lebst du in Wien. Wie haben dich diese unterschiedlichen Stationen geprägt?
Rita Sabo: Ich trage jeden dieser Orte in mir – und gleichzeitig möchte ich mich nicht durch die Zugehörigkeit zu einer Nationalität beschränken. Vielmehr sehe ich mich als „Mensch dieser Welt“, als Kosmopolitin. Dennoch habe ich natürlich von all diesen Stationen viel mitgenommen. Die unterschiedlichen Kulturen, die Menschen, die ich kennenlernen, die Sprachen, die ich hören und die Umwelten, die ich wahrnehmen durfte, haben mich stark geprägt – und tun es noch heute.
FACES: Wann wusstest du, dass du Künstlerin sein möchtest?
Rita Sabo: Ich wusste schon immer, dass ich Künstlerin werden möchte, und ich wurde auch immer stark gefördert. Entsprechend besuchte ich zunächst die Kunstschulen in Zürich und Basel. Dann wechselte ich an die Invers Schule für Gestaltung in Olten. Entsprechend präsent war Kunst schon lange für mich. Vor sieben oder acht Jahren habe ich dann eine Dokumentation über sakrale Geometrie gesehen, die mich sehr stark bewegt hat. Es hat sich fast angefühlt, als hätte sie in meinem Kopf noch bestehende Grenzen gesprengt. Jedenfalls war für mich von diesem Moment an klar, dass ich Künstlerin sein möchte – und dass die sakrale Geometrie zentraler Bestandteil meiner Arbeiten sein soll.
FACES: Könntest du noch etwas mehr dazu erzählen?
Rita Sabo: Die sakrale Geometrie beschäftigt sich mit all den Geheimnissen, die hinter der sichtbaren, physischen Existenz verborgen sind. Mich selbst begleitet das Thema schon, seit ich ganz klein war – schon damals haben mich geometrische Formen begeistert und ich habe sie ständig gezeichnet. Aber ganz ohne zu wissen, was ich da eigentlich tue und wie viel Bedeutung dahintersteckt. Das wurde mir erst durch diese Dokumentation wirklich klar. Oder besser: Sie war für mich der Anlass, mich ganz auf das Thema einzulassen. Ich habe sehr viel recherchiert und geforscht und bin so auf die Symbologie gestoßen. Egal, ob es um das Zitieren von Symbolen aus alten Epochen, anderen Kulturen oder Kontexten geht: Diese Zeichen sind sehr mächtig.
„Ich wusste schon immer, dass ich Künstlerin werden möchte“
FACES: Wie würdest du dich als Kreative beschreiben?
Rita Sabo: Ich verstehe mich selbst als Künstlerin der neuen Generation. Meine Arbeit erzählt von der Suche nach spiritueller Erfahrung und Engagement – und einem Diskurs mit dem Unterbewussten. Ich habe meine eigene Handschrift gefunden und bin überzeugt, dass diese Stilistik eine ist, die so noch nie gesehen wurde. Ich transformiere mystische Zeichen der Vergangenheit durch meine eigene Interpretation in die Gegenwart, daneben ist die sakrale Geometrie zentral. Und das Thema Natur. Durch die konsequente Arbeit mit Symbolen ist es mir gelungen, meine ganz eigene, nonverbale Sprache zu entwickeln.
FACES: Du hast gerade den Diskurs mit dem eigenen Unterbewusstsein angesprochen. Dazu gehört eine konsequente Introspektion und das Hören der eigenen inneren Stimme. Wie verbindest du dich in einer oft so lauten Welt mit dieser?
Rita Sabo: Das ist für mich ein essenzieller Punkt, weil es im Kern trifft, was ich mit meinen Bildern erreichen möchte. Wir alle leben in einer so schnelllebigen Welt – und die Geschwindigkeit nimmt durch die Digitalisierung nur weiter zu. Ein Beispiel: Wenn man früher etwas verstehen wollte, musste man ein Buch darüber lesen. Heute googelt man einfach und hat innerhalb weniger Sekunden eine Antwort auf seine Frage. Wir beschäftigen uns mit vielem also nur noch sehr oberflächlich – und diese Oberflächlichkeit lässt sich auf alle Facetten unseres Lebens übersetzen. Ich versuche mit meiner Kunst eine Rückbesinnung auf unsere aller Herkunft zu erreichen, eine Erinnerung an unsere Vorfahren und Wurzeln. Deshalb arbeite ich sehr häufig mit Symbolen aus der Vergangenheit, auch DNA-Stränge sind ein Motiv, das häufig in meinen Arbeiten zu finden ist. Die Verbindung zu unserem eigenen Kern ist etwas, das wir kollektiv stärker pflegen müssten. Ich selbst tue das vor allem durch meine Kunst. Wenn ich ein neues Kunstwerk erschaffe, dann erneuere ich mich gewissermaßen auch selbst und finde so die Verbindung zu mir und meinem Kern immer wieder aufs Neue. Je intuitiver ich arbeite, desto natürlicher und stärker ist diese Verbindung. Zeit in der Natur, Musik und Literatur helfen mir außerdem bei dieser Connection. Ich denke, je älter man wird, desto besser versteht man auch, was man braucht, um sich zu erden – und zeitgleich stark verbunden mit dem Kosmos zu sein. Jenseits von dem, was wir sehen, existiert so viel mehr. All das lässt sich schwer in Worte fassen, aber durch meine Bilder kann ich einen Teil davon zeigen.
FACES: Wie hast du es geschafft, deine eigene Handschrift zu finden?
Rita Sabo: Das ist sehr spontan passiert. Damit meine ich: Ich habe Dinge ausprobiert, einfach gemacht. Natürlich war meine Kunst nicht von Anfang an, was sie heute ist, aber durch diesen Prozess und auch hier durchs Fühlen und Handeln nach meiner inneren Stimme ist Schritt für Schritt meine eigene Sprache entstanden. Für mich ist Kunst eine Möglichkeit, meine Gefühle zum Ausdruck, konkret auf die Leinwand, zu bringen. Wenn ich an einem neuen Werk arbeite, ist mir nicht vom Start weg alles klar – im Gegenteil. Erst im Prozess verstehe ich wirklich, was die Kernaussage des jeweiligen Kunstwerks sein soll. Meine Arbeitsweise ist eine sehr intuitive, alles, was ich tue, entsteht aus einem Ausprobieren einerseits und dem starken Willen, meine Gedanken zum Ausdruck bringen zu wollen, andererseits. Da so viel von mir und meinem Inneren in meinen Bildern steckt, haben sie auch einen so starken Wiedererkennungswert.
FACES: Wie weißt du, dass ein Werk fertig ist?
Rita Sabo: Wenn ich seine Geschichte sehe. Das ist fast, als würde ich ein Buch lesen. In dem Moment, in dem alles für mich stimmig ist, weiß ich, es ist an der Zeit, nur noch meine Unterschrift unter das Werk zu setzen und die Arbeit damit abzuschließen.
„Wir müssen uns bewusst sein, dass alles, was wir tun und alles, was wir konsumieren, eine Auswirkung auf unsere Umwelt hat“
FACES: Das Thema Nachhaltigkeit ist dir in deiner Arbeit ein großes Anliegen. Welchen Stellenwert hat Sustainability deiner Ansicht nach aktuell in der Kunst wie auch im Segment Jewellery?
Rita Sabo: Nachhaltigkeit ist wirklich ein zentraler Bestandteil meiner Arbeit – sowohl im Kontext der Kunst als auch mit Blick auf meine Arbeit für Saboteur. Ein Beispiel für meinen künstlerischen Zugang ist die Ausstellung „Sacred Planet by Rita Sabo für #Art4GlobalGoals“, die im September 2023 im UNESCO-Hauptsitz in Paris zu sehen war. Dabei habe ich die 17 Sustainable Development Goals der Vereinten Nationen in einzelne Skulpturen übersetzt. Jede der Skulpturen, also meiner „Sacred Planets“, soll dazu motivieren, bewusste Entscheidungen zu treffen, mit denen wir als Kollektiv einen positiven Effekt auf die Umwelt und die Gesellschaft erzielen. Sie werden nun erstmalig zum Verkauf angeboten und ein Teil des Erlöses wird wohltätigen Zwecken zufließen. Im Jahr 2025 lanciere ich in Zusammenarbeit mit der YOU Foundation ein neues Programm, das das Ziel verfolgt, Bildung und Kompetenzentwicklung für Mütter und marginalisierte Lernende in Community Learning Centers in Thailand zu ermöglichen. Nachhaltigkeit und die Übernahme von Verantwortung sind mir ein wirklich großes Anliegen. Und diese Werte teile ich auch mit Saboteur als Marke. Wir arbeiten mit hochwertigsten Materialien, setzen auf höchste Standards im Produktionsprozess – hier profitiert die Brand natürlich von der 40-jährigen Expertise meines Mannes. Wir müssen uns bewusst sein, dass alles, was wir tun und alles, was wir konsumieren, eine Auswirkung auf unsere Umwelt hat. Und diese gilt es zu schützen. Wir alle sind nur als Gast auf diesem Planeten.
FACES: Du hast gerade Saboteur angesprochen. Wofür steht der Brand für dich?
Rita Sabo: Für mich ist Saboteur eine Marke des 21. Jahrhunderts, die den aktuellen Zeitgeist einfängt. Jede und jeder kann Saboteur sein, entsprechend wichtig ist für uns das Thema Inklusion. Und eben die schon erwähnte Nachhaltigkeit.
FACES: Saboteur ist gewissermaßen ein „Family-Business“…
Rita Sabo: Das ist richtig. Die Marke ist ein gemeinsames Projekt von meinem Mann Thomas Sabo, seinem Sohn Santiago Sabo und mir. Gestartet ist Saboteur als Schmuckmarke, später kam die Linie Fine Piercings dazu, die Santiagos Idee war. Erweitert um die maskulinen, eher roughen Elemental-Styles meines Mannes, ist SACRA der jüngste Zugang, der von Feminität und Leidenschaft erzählt. Mir ist der Sacred Planet damals in einem Traum erschienen und ich musste ihn am nächsten Tag im Flieger einfach auf Papier bringen. Mein Mann saß neben mir und war von dem Motiv sofort begeistert. Für mich ist er die dreidimensionale Manifestation meiner künstlerischen Arbeiten – und das wahre Herzstück von SACRA. Dieser Moment war damit auch die Geburtsstunde der Linie und heute ist Saboteur eine Fusion der Ideen meines Mannes, Santiagos und meiner. Diese Zusammenarbeit unterschiedlicher Generationen ist für mich etwas sehr Schönes, Bereicherndes.
FACES: Mit SACRA 18K lanciertet ihr kürzlich eine neue Kollektion 18-karätiger Schmuckstücke. Könntest du mehr darüber erzählen?
Rita Sabo: Wir arbeiten für diese Linie mit markanten geometrischen Formen und ausgewählten Edelsteinen. Das Herzstück ist der Sacred Planet, den wir durch den Einsatz exklusiver Materialien neu in Szene setzen. Strahlendes Gelbgold und kühnes Weißgold in 18 Karat treffen auf Diamanten und Rubine sowie Schutzsteine wie Rosenquarz und Amethyst.
„Meine Arbeit erzählt von der Suche nach spiritueller Erfahrung und Engagement“
FACES: Der Claim von Saboteur lautet: „For now. For then. Forever“. Wie wichtig ist Langlebigkeit, gerade im Kontext der Nachhaltigkeit?
Rita Sabo: Unverzichtbar. Der Inbegriff von Nachhaltigkeit ist für mich, wenn Schmuck über Generationen weitergegeben wird. Langlebigkeit hängt für mich stark von Emotionen ab…
FACES: Inwiefern? Und wie erreicht man Zeitlosigkeit, die dennoch zeitgeistig ist?
Rita Sabo: Was ich jetzt sage, gilt für meine Kunst gleichsam wie für SACRA: Wenn etwas ganz tief aus dem Herzen kommt, dann ist es automatisch entkoppelt von kurzlebigen Trendzyklen. Ich komme damit wieder zurück auf die Introspektion und die daraus resultierende Verbundenheit mit der eigenen Stimme, die ich vorhin bereits angesprochen habe. In einer immer schnelllebigeren Zeit sehnen sich viele zunehmend nach Beruhigung und Tiefe, nach einem Verwurzeltsein. Damit ist meine Arbeit zeitlos und dennoch am Puls der Zeit.
FACES: Du selbst bist das Gesicht der SACRA 18K Kampagne – damit ist die Kollektion eine umso persönlichere. Eine Entscheidung, die dir leicht fiel?
Rita Sabo: Das war gar keine richtige Entscheidung, sondern ist vielmehr im Prozess entstanden. Die Designs sind so eng mit mir verwoben, dass es für jemanden anderen wohl schwierig wäre, all die Emotionen, die in den Schmuckstücken stecken, nach außen zu transportieren. So sind wir im Team gemeinsam zu dem Schluss gekommen, dass es sehr authentisch ist, wenn ich mich selbst als Kampagnengesicht zeige.
FACES: Welchen Wunsch hast du für deine Kunst?
Rita Sabo: Dass es mir weiter gelingt, den Menschen das zu vermitteln, was mir wichtig ist, sie mit ihrem Unterbewusstsein zu connecten und mit sich selbst. Und auch ihren Blick zu öffnen, um das große Ganze zu sehen, anstatt nur die eigene kleine Lebensrealität. Außerdem möchte ich durch die Hilfsprojekte, die ich mit meiner Kunst unterstütze, positive Veränderung vorantreiben – und das künftig auch noch in größerem, globalerem Ausmaß.
FACES: Und für die Marke Saboteur?
Rita Sabo: Dass wir uns die vorhin angesprochene Zeitlosigkeit bewahren – und den Brand so erfolgreich in die Zukunft führen. Dass es uns weiterhin gelingt, ganz unterschiedliche Menschen anzusprechen und sie alle unter dem Dach unserer Message zu vereinen. Damit meine ich unser Commitment zu Nachhaltigkeit, unser starkes Bekenntnis zu Inklusion. Unsere Gesellschaft polarisiert sich zunehmend, gerade hier braucht es mehr Miteinander und Rücksichtnahme, das Erkennen der eigenen Privilegien und Unterstützung für jene, denen es weniger gut geht.
FACES: Wie du schon meintest, letztlich gehört diese Welt niemandem von uns…
Rita Sabo: Ja, wir sind alle nur Gast.
SACRA 18K by Saboteur
Symbole der Ewigkeit, eingefangen in Objekten für unvergessliche Momente: In einer generationenübergreifenden Kollaboration hat die Familie Sabo ihre Schmuckschatulle um weitere Bijoux ergänzt. Die neue Kollektion umfasst unter anderem Halsketten, Armbänder und Ohrstecker. Gefertigt aus hochwertigen Materialien, verbreiten sie in unserer zunehmend lauten Welt eine stille Eleganz – und dürfen sich trotzdem aller Aufmerksamkeit sicher sein.
Sakrale Geometrie? Das gibt’s bei Saboteur, und zwar in wahre Kunstwerke verwandelt.
Fotos: © Saboteur
Ebenfalls hochkarätig geht es am Venice Film Festival jeweils zu und her. Hier sind die besten Looks.