Für einen Millionenerfolg im Spiel braucht man kein Glück, sondern die Gier der Mitspieler. Molly Bloom zockt mit den ganz Großen. Jedenfalls bis sich Spielverderberin Justitia einmischt. Schade eigentlich!
Nach der Schule hält Molly Bloom es nicht länger in Loveland, einem Nest irgendwo in Colorado, aus. Sie geht nach L.A.. Mit Drogen-Delikten, Ruhestörungen, leichten Körperverletzungen und Verkehrssünden auf dem Kerbholz will sie in der Stadt der Engel nun Jura studieren. Ein löblicher Vorsatz. Doch es kommt, wie es muss: Mollys innere Dämonen und das Schicksal meinen es anders mit ihr. Die hübsche Studentin kellnert in einem Casino und wird prompt zur VIP-Hostess befördert. Ihr Job: servieren und schweigen. Von den Hinterzimmer-Pokerrunden dringt nämlich besser nichts ans Tageslicht, dafür umso mehr ungesehenes Geld in die Taschen aller Beteiligten. Sogar in das der brünetten Bedienung. Mit 3‘000 Dollar Trinkgeld pro Nacht ist nicht nur der erste Designer-Fetzen finanziert. Bloom hat Blut geleckt. Der Abstecher an die Uni? Noch vor Erstsemesterende ad acta gelegt. Molly spielt wieder die Trümpfe aus, die sie am besten beherrscht: die gesetzliche Grauzone samt ihrer charmant-sexy Smartness, der millionenschwere Männer am liebsten auf den Leim gehen. Und so folgen selbige der hübschen Brünetten bereitwillig in die Suiten namhafter Luxus-Hotels. „Sie haben regelrecht um eine Einladung gebettelt“, sagt Molly. Wer jetzt an Schweinkram denkt, ist selber schuld. Schmutzig im körperlichen Sinne geht es maximal in den Nebenzimmern zu. Was sich hier abspielt, ist nervenaufreibender als eine Nutten-Nummer. Hier geht es um Ehre. Und auch gern mal um 50 Millionen Dollar.
Die „Princess of Poker“, wie Molly inzwischen in der Szene genannt wird, hat es geschafft die spielsüchtige Crème de la Crème des Geldadels vom Hinterzimmer ihres Ex-Chefs an den eigenen grünen Filztisch zu locken. Streng geheime, illegale und millionenschwere Poker-Treffen sind zum lukrativen Geschäftsmodell der damals 28-Jährigen geworden. Ihre Kunden: Top 100-Kandidaten der Forbes-Reichen-Liste, Poker-Profis und Berufsplayboys wie Dan Bilzerian, Spitzen-Sportler und natürlich Hollywood! Ben Affleck ist Stammgast. Matt Damon ebenfalls. Und Leo DiCaprio spielt nur mit Riesenkopfhörern (der Konzentration wegen!) und unter einem Starteinsatz von 50’000 Dollar. „Geld ist allerdings das Geringste, um das es geht. Die Männer zocken um Macht und Adrenalin“, sagt die Gastgeberin. Sie kennt ihre Jungs. „Wenn Gier, Stress und Macho-Gehabe aufeinander prallen, wird es hemmungslos.“ Bald wird das Eis in L.A. zu dünn. Und die schauspielende Kundschaft zu anstrengend. Molly verlegt ihr Business nach New York. Die neue Zielgruppe ist noch besser betucht und weniger divenhaft. Schade eigentlich, dass 2013 rund 20 FBI-Agenten an die Tür klopfen, Schwarzgeld in Millionenhöhe beschlagnahmen und Molly vor Gericht zerren. Mit einer Bewährungs- und Geldstrafe sowie 200 Sozialstunden kommt die Pokerprinzessin zwar recht milde davon, mit unerlaubtem Glücksspiel ist aber trotzdem Schluss. Molly besinnt sich auf alte Vorsätze, will anständig werden und eine Autobiografie schreiben. Das Buch wird tatsächlich zum Verkaufsschlager. Und Hollywood soll auch wieder an ihr dran sein. Diesmal für eine Buchverfilmung. Ob das Spiel damit wirklich schon vorbei ist?
Fotos: picture alliance / NurPhoto | Artur Widak