Hautprodukte, die funktionieren und komplett natürlich sind – das ist gar nicht so einfach zu finden. Aus diesem Wunsch heraus hat Géraldine Pfulg green beauty square ins Leben gerufen. Im Interview erzählt uns die Westschweizerin, wie sie ihre eigenen Hautprobleme bekämpfte, warum ihre Produkte ohne Wasser auskommen und wie ihre eigene Hautpflegeroutine aussieht.
FACES: Wie hast du deinen Weg in die Kosmetikindustrie gefunden?
Géraldine Pfulg: Ich habe Wirtschaftswissenschaften an der Fachhochschule studiert und dann 10 Jahre lang im Marketing eines Sprachreiseunternehmens gearbeitet. Kurz vor 30 litt ich unter starker Erwachsenenakne, bei der auch eine Roaccutan-Kur nicht half. Ich begann, alles, was ich online finden konnte, über die Funktionsweise von Haut und Körper zu lesen, und war schockiert, als ich erfuhr, wie giftig die Inhaltsstoffe von Kosmetika sind – damals gab es noch keine Scan-Apps. Also begann ich, meine eigenen Hautpflegeprodukte herzustellen. Innerhalb weniger Monate konnte ich damit und mithilfe anderer Anpassungen meines Lebensstils meine Haut stark verbessern, nachdem ich über 5 Jahre lang gegen Akne gekämpft hatte. Diese persönliche Erfahrung war der Auslöser dafür, meine eigene Linie zu gründen. So begann ich neben meinem Job eine Ausbildung in Kosmetikformulierung.
F: Gab es eine spezifische Lücke im Kosmetikmarkt, die du füllen wolltest?
GP: Meiner Meinung nach fehlte eine Linie, die komplett transparent, minimalistisch, 100% natürlich und wirksam ist – und dazu in der Schweiz hergestellt wird. Ich habe so viel Zeit damit verbracht, Inhaltsstofflisten zu entziffern und die Dinge nicht richtig zu verstehen, dass ich unseren KundInnen dies ersparen wollte. Außerdem stellen wir nur Schönheitsprodukte für das Gesicht her. Eine Spezialisierung auf einen Bereich ist nicht wirklich üblich, da die meisten Marken Produkte für Gesicht, Körper und Haare anbieten.
F: Deine Produkte sind wasserfrei. Was sind die Vorteile wasserfreier Kosmetika?
GP: Einige Produkte sind zwar auf Wasserbasis, aber wir verwenden Hydrolat anstatt Wasser. Wasser hat in Kosmetika keinen Mehrwert, außer dass es die Textur verbessert, wie zum Beispiel bei einer Creme. Die Haut nimmt zwar keinen Schaden von Wasser, aber es tut ihr auch nichts Gutes. Es ist ein Irrglaube zu denken, dass Wasser in Kosmetika Feuchtigkeit spendet. Wir verwenden Wasser vor allem deshalb nicht, weil wir wollen, dass der größte Teil unserer Produkte aktiv und somit wirksam ist. Wenn eine Creme zu 80 Prozent aus Wasser besteht, sind 80 Prozent des Produkts eigentlich nicht wirksam – das finde ich schade.
„Ich bin der festen Überzeugung, dass wenige hochwertige Produkte besser sind als eine komplizierte Routine.“
F: Statt Wasser – welches sind die wirksamen Inhaltsstoffe, die du hauptsächlich verwendest?
GP: Wir arbeiten hauptsächlich mit hochwertigen und biologischen Trägerölen. Mir wurde damals für meine Akne ein Trägeröl empfohlen, was ich eigentlich nicht anwenden wollte, da ich fettige Haut habe. Am Ende dachte ich, ich hätte nichts zu verlieren, und versuchte es, und es hat meine Haut wirklich zum Besseren verändert. Natürlich kann eine Haut wie die meine nicht jedes Öl zu jedem Prozentsatz verwenden, aber alle Hauttypen können von Ölen profitieren, wenn sie gut ausgewählt und dosiert werden. Meine Lieblingsöle sind Himbeersamenöl und Cacay-Öl, sie sind fabelhaft und können von allen Hauttypen verwendet werden.
F: Gibt es deiner Meinung nach Inhaltsstoffe, die gehypt werden, aber eigentlich gar nicht so gut für die Haut sind?
GP: Bei Retinol muss man etwas aufpassen, da es die Hautbarriere schwächen kann. Es gibt natürliche Ersatzstoffe, die ähnliche Wirkungen haben, wie zum Beispiel Bakuchiol.
F: Welches deiner Produkte magst du am liebsten?
GP: Den „Gold Elixir Balm“, ein 3-in-1-Produkt – eine extra milde Reinigung, eine beruhigende Gesichtsmaske und ein Selbstmassage-Balsam. Das Lustige an diesem Produkt ist, dass viele unserer KundInnen eine weitere Verwendung erfunden haben: die Schlafmaske. Viele berichteten von einer Babyhaut nach dem Schlafen mit einer dünnen Schicht des Produkts auf der Haut. Es ist ein sehr sensorisches Produkt mit einer einzigartigen Gel-Textur und einem köstlichen Frangipane-Duft, der dem Pflaumenöl eigen ist.
F: Gibt es ein Produkt, das du unbedingt noch kreieren möchtest?
GP: Ich würde gerne mehr Produkte mit Mehrfachnutzen kreieren. Ich bin der festen Überzeugung, dass wenige hochwertige Produkte besser sind als eine komplizierte Routine. Derzeit arbeite ich an Produkten, die extrem mikrobiomfreundlich sind, denn eine starke Hautbarriere ist der Schlüssel zu einer gesunden und strahlenden Haut. Mir schwebt ein Produkt vor, das sowohl externe Aggressionen bekämpfen als auch die Hautbarriere reparieren und stärken kann.
„Das Beste ist die Zufriedenheit der KundInnen.“
F: Wie hast du dich in das Thema Naturkosmetik eingearbeitet und woher hast du dein Wissen?
GP: Ich habe viele Kurse besucht, sowohl online als auch vor Ort, um Kosmetologie, Formulierung und Regulierung zu lernen. Es ist ein langer Prozess, einen neuen Beruf zu erlernen. Gerade in diesem Bereich muss man testen, testen und nochmals testen. Ich bin sehr wissbegierig und habe auch Kurse in Naturheilkunde, Mikronährstoffen und Entzündungen belegt und im Grunde alles gelesen, was ich über die Funktionsweise des Körpers, der Zellen und der Organe wissen konnte. Alles ist miteinander verbunden, deine Haut ist nicht nur das Ergebnis dessen, was du auf sie aufträgst, sondern sie spiegelt dein inneres Gleichgewicht und die Art und Weise wider, wie du dich um dich kümmerst – was du isst, deine Emotionen, deinen Stresspegel, wie du dich ausruhst, deinen Hormonhaushalt.
F: Wie lange ging es, bis dein eigenes Unternehmen Realität wurde?
GP: Von der Idee bis zur Onlineschaltung der Website ging es etwa drei Jahre.
F: Was ist das Schwierigste daran, eine eigene Kosmetiklinie zu haben? Und was das Beste?
GP: Da wir unser eigenes Labor haben – was die meisten Marken nicht haben – ist die Organisation schwierig. Es ist uns schon oft passiert, dass uns eine Zutat fehlte oder wir Schwierigkeiten hatten, einen Produktionsplan zu erstellen. Zum Glück arbeite ich Hand in Hand mit meinem Partner und das hilft uns, den Überblick zu behalten. Das Beste ist die Zufriedenheit der KundInnen. Wir haben viele KundInnen, die uns vor 6 Jahren vertraut haben und immer noch sehr zufrieden sind. Die „Rettung der Haut“ mit guten und natürlichen Produkten bereitet uns Freude.
„Ich bin sehr minimalistisch und habe gelernt, auf meine Haut zu hören und auf ihre Bedürfnisse einzugehen.“
F: Wie sieht deine eigene Hautpflegeroutine aus?
GP: Morgens wasche ich mein Gesicht nicht, ich verwende nur etwas Hydrolat, um mich frisch zu machen. Dann mische ich gerne mein Serum (ein Produkt, das aus einer Mischung verschiedener Öle besteht und die Creme in unserer Linie ersetzt) mit einem Hyaluronsäurekonzentrat, um meine Haut aufzupolstern und ihr einen schönen Glanz zu verleihen. Da ich meistens kein Make-up trage, nehme ich mir abends die Zeit, meine Haut mit dem Gold-Elixier-Balsam zu reinigen, mir eine sanfte Selbstmassage zu gönnen und mit ein bisschen Hydrolat abzuschließen. Meistens trage ich nachts kein Produkt auf meine Haut auf, es sei denn, ich habe das Bedürfnis danach. Ich bin sehr minimalistisch und habe gelernt, auf meine Haut zu hören und auf ihre Bedürfnisse einzugehen. Weniger ist definitiv mehr!
F: Was empfiehlst du jemandem, der sich neu mit Hautpflegeprodukten auseinandersetzt? Womit sollte man starten?
GP: Ich würde empfehlen, mit unserer kostenlosen Hautdiagnose zu beginnen, die man auf unserer Website findet. Sie gibt der Person ein besseres Verständnis ihres Hauttyps und ihrer Haupttendenz und ermöglicht ihr eine maßgeschneiderte Produktauswahl. Eine gute Basis ist ein Öl-Make-up-Entferner (wenn die Person Make-up und/oder Sonnencreme trägt), ein sanftes Reinigungsmittel, ein Hydrolat und ein Serum, und dann können wir je nach den Bedürfnissen der Person eines oder zwei spezifische Produkte hinzufügen.
F: Was ist dein liebstes KundInnenfeedback?
GP: Dass die Produkte und die Beratung, die wir ihnen gegeben haben, ihre Haut massiv verbessert haben und dass sie sich selbstbewusster als je zuvor fühlen und sogar Komplimente von ihren FreundInnen und ihrer Familie erhalten.
F: Welche Ziele verfolgst du mit green beauty square für die Zukunft?
GP: Wir würden gerne in der Schweiz wachsen und den Wechsel zu natürlicherer und gesünderer Kosmetik erleichtern. Ich würde gerne allen bewusst machen, dass das, was wir auf unsere Haut auftragen, nicht unbedenklich ist. Es ist eine meiner Aufgaben, diese Botschaft weiterzugeben und alternative Schönheitsprodukte anzubieten, weil es ist definitiv möglich, seine Haut mit der Kraft der Natur zu pflegen.
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Fotos: © green beauty