Für die einen ein Tropfen auf den heissen Stein, für die anderen ein Rinnsal, das immer stärker wird: Was das Hamburger Label Stop The Water While Using Me auf seine Verpackung druckt, ist nicht nur ein Appell an die Welt, sondern eine Ansage an sich selbst.
Links die Backenzähne geschrubbt, vorne an den Schaufeln vorbei – und im Hintergrund plätschert minutenlang das Wasser aus dem Hahn. Eigentlich hat ihn Mama schon immer proklamiert, diesen verantwortungsbewussten Umgang mit dem Wasser, das für uns so selbstverständlich ist wie die Sonne am Himmel. Und doch duschen wir als ständen wir unterm unversiegbaren Wasserfall. Da müsste man doch was dagegen tun. Müsste, sollte. Und weil der Konjunktiv nicht Tat genug ist, hat ein Team von Kreativen der Agentur Kolle Rebbe 2010 die Ärmel hochgekrempelt. Junge Leute, Hamburger, Agenturmenschen, die für ein Hotel eigentlich nur einen Sticker mit einem Slogan entwickeln sollten. Aus dem Button wurde eine Pflegelinie und aus der Aufschrift eine Botschaft: Stop The Water While Using Me.
Ohne Wasser kein Leben
Für uns keine Frage: Haben wir Durst, bedienen wir uns am Leitungswasser. Der Hahn verkommt dabei zur Selbstverständlichkeit und das Wasser zum unversiegbaren Produkt. Was wir brauchen, ist die Nacktheit von Zahlen: 97 Prozent aller Wasservorräte auf der Erde sind Salzwasser, wobei nur 0.3 Prozent des Süsswasser überhaupt für den Menschen nutzbar sind. Nicht umsonst sucht die Nasa auf fremden Planten verzweifelt nach H2O: ohne Wasser kein Leben. Um uns ein für allemal in den Kopf zu hämmern, dass wir beim Zähneputzen, Händewaschen oder Duschen verdammt nochmal das Hirn ein und den Hahn ausstellen sollen, schreibt besagtes Kreativteam die Aufforderung unübersehbar auf seine Produkte. Der Name bleibt aber nicht der einzige Appell. Die Produkte von Stop The Water While Using Me bestehen voll und ganz aus natürlichen Inhaltsstoffen, sind biologisch abbaubar und verzichten auf jegliche Silikone, Parabene, Mineralöl und synthetische Farb-, Duft- und Konservierungsstoffe. Agentur-Inhaber Stefan Kolle gründet für das neue Label übrigens kurzerhand eine eigene Firma – deren Umsatz bereits kurz nach Lancierung der ersten Pflegeprodukte in die Höhe schnellt.
Teilrettung
Das Team, die Produkte, die Message. Und eine 35-jährige Geschäftsführerin, die zwischen halbnackten, langhaarigen Eltern und Peace, Love und Happiness-Parolen aufgewachsen ist. Das Team um Kaya-Line Knust verteilt zwischen 2012 bis 2018 das Hamburger Label in über 350 Stores auf der ganzen Welt und trifft die Entscheidung, auch internationale Hotels mit ihren Seifen und Lotions auszustatten. Der richtige Schachzug, ist doch gerade dort der Wasserverbrauch eines der hartnäckigsten Probleme. Neben nachfüll- und recycelbaren Verpackungen initiiert Knust, der man die Kindheit in der Hippie-Kommune nicht ansieht, die Good Water Projects. Dabei unterstützt Stop The Water While Using Me diverse Projekte zum Wasserschutz und der Gewinnung von Trinkwasser. So werden seit 2014 in Tansania pro Tag beispielsweise bis zu 1’000 Liter Wasser aus dem Nebel gefiltert. 2017 startet das Label zudem in Madagaskar seinen eigenen Water Kiosk, der die Menschen in der Hauptstadt Antananarivo täglich mit 5’000 Litern Trinkwasser versorgt. Zwei Dritteln aller hier vor der südostafrikanischen Küste Lebenden fehlt der Zugang zu sauberem Trinkwasser – lange Transportwege und Krankheiten sind die Folge. Stop The Water While Using Me rettet mit seinem Einsatz vielleicht nicht die ganze Welt, aber zumindest einen Teil.
Waterless
In seiner neusten Produktlinie „Waterless“ verzichtet Stop The Water While Using Me komplett auf den Inhaltsstoff Wasser und setzt zudem bei der Verpackung auf recycelbares Papier. Das sind gleich zwei Fliegen mit einer Klappe: weniger Wasserverbrauch und reduzierter Verpackungsmüll. So sind drei vegane und seifenfreie Bars entstanden, die dank rückfettenden Ölen Haut und Haar nicht nur säubern, sondern auch pflegen. Wie gehabt verzichtet das Hamburger Label dabei auf synthetische Zusätze und Tierversuche und spendet zudem einen Teil des Erlöses der „Waterless“-Produkte an seine Wasserschutzprojekte der Good Water Projects.
Stop The Water While Using Me, „All Natural Shampoo Bar“, „All Natural Conditioner Bar“ und „All Natural Face & Body Wash Bar“, je ca. 25.– (www.stop-the-water.com)