Tattoos – was für manche Coolness schlechthin bedeutet, ist für andere nichts weiter als ein Rebellen-Stempel. Und während unsere Omis beim Anblick die Köpfe schütteln, nicken wir anerkennend mit unseren, wenn wir das Kunstwerk auf Dauer betrachten. Du möchtest deinen Körper auch gerne zur Leinwand machen? Unser Tattoo-Guide macht dich startklar für deine erste Tätowierung.
Wir treffen verschiedene Arten von Entscheidungen in unserem Leben. Seinem Schopf nach einer Trennung ein Umstyling zu verpassen, gehört beispielsweise zu der Sorte, die notfalls wieder reversibel gemacht werden kann. Dann gibt es aber auch noch jene, die denjenigen unter uns mit Commitment Issues einen kalten Schauer über den Rücken jagen: der Gang zum Altar, beispielsweise – oder eben zum Tattoostudio. Ja klar, Ehen können geschieden und Tattoos weggelasert werden, doch sind wir mal ehrlich: beides ist ziemlich schmerzhaft und obendrein nicht ganz günstig. Was den Bund fürs Leben betrifft, so können wir dir leider nicht weiterhelfen. Geht’s jedoch um das Kunstwerk auf Dauer, so hilft dir unser Tattoo-Guide dabei, die wichtigen und hoffentlich die richtigen Entscheidungen zu treffen.
Tattoo
Beginnen wir ganz von vorn: Fakt ist, du hättest gerne ein Tattoo, sonst wärst du ja nicht hier. Doch wie findest du das passende Motiv? Und was sollst du dabei beachten? Folgende Inputs werden dir weiterhelfen:
Motiv
Inspiration hat viele Gesichter. Wer sich jedoch mal einen ersten Überblick verschaffen möchte, stöbert am besten online. Instagram und Pinterest versorgen dich hier mit Motiven am Laufmeter – aber Achtung: Was du dort siehst, ist die Arbeit von KünstlerInnen. Dein Motiv sollte also wenigstens ein bisschen individualisiert werden – schließlich steht niemand auf Copycats. Zudem ist nicht jedes Design als Tattoo geeignet, weshalb man flexibel bleiben sollte, was die Größe und Stelle betrifft.
Trends
Was in der Modewelt gilt, bewährt sich auch, wenn’s um Hautkunst geht: Trends haben kurze Beine. Doch während ein peinlicher Fehlkauf im Kleiderschrank versteckt werden kann, ist ein aus der Mode gekommenes Tattoo nicht so schnell aus der Welt geschaffen. Mit anderen Worten: Finger weg von Trends.
Größe
Gerade beim ersten Tattoo kann die Verlockung groß sein, klein zu beginnen. Doch abgesehen davon, dass es dadurch nicht weniger schmerzhaft sein wird, neigen kleine und feine Tätowierungen auch dazu, schneller zu verlaufen und deshalb unlesbar zu werden. So kann das kleine Herzchen, das anfangs so süß ausgesehen hat, nach einiger Zeit schnell wie ein Leberfleck erscheinen – und zwar einer von der Sorte, die man lieber mal untersuchen lassen sollte.
Farbe
Wer’s bunt mag, muss wissen, dass nicht jedes Pigment gleich lange hält. Die verschiedenen Farben verblassen somit unterschiedlich schnell. Generell gilt, dass schwarze Tinte wegen des hohen Kohlenstoffgehalts am langlebigsten ist, während farbige Pigmente in der Regel am schnellsten an Leuchtkraft verlieren.
Bedeutungen
Sollte ein Tattoo eine besondere Bedeutung haben? Hier gehen die Meinungen auseinander. Doch egal, ob das Motiv einfach nur dem eigenen Gusto entspricht oder eine persönliche Botschaft in sich trägt: Man sollte nicht vergessen, dass sich Bedeutungen im Laufe eines Lebens wandeln können – nicht umsonst gehören die Namen von Ex-PartnerInnen zu den Tätowierungen, die regelmäßig entfernt werden.
Zukunftsmusik
Möchtest du in Zukunft mehr als ein Tattoo? Soll irgendwann dein ganzer Arm damit geziert sein? Dann solltest du dir jetzt bereits überlegen, wo deine erste Tätowierung platziert werden muss, damit sie problemlos in Zukunftsprojekte integriert werden kann.
Preis
Sind wir ehrlich, geht’s um Tattoos, sollte man nicht sparen wollen – schließlich sind die Dinger permanent. Und auch wenn die Versuchung groß ist: Billige Tattoos sind meistens scheisse, also lass lieber die Finger davon. Da es jedoch keine Standardpreise gibt, hängt das Sümmchen, das du für deine Tätowierung liegen lassen musst, immer vom jeweiligen Tattoo-Artist ab. Sollte das Bankkonto hingegen doch mal etwas mager sein, dann bieten viele Studios sogenannte Flash-Days an. An solchen Tagen kann man aus einer Menge an fertigen, vorgezeichneten Designs aussuchen, welche zu einem fixen, meist niedrigeren Preis angeboten werden.
Tattoo-Artist
Hast du dein Motiv mal gefunden, stellt sich als nächstes die Frage, wer deine Vision zum Leben erwecken wird. Doch wer sich bereits nach einem Tattoo-Artist umgeguckt hat, weiss: Tattoostudios gibt’s wie Sand am Meer. Gut, verrät unser Guide dir, wie du den Tätowierer oder die TätowiererIn des Vertrauens findest.
Vitamin B
Beziehungen kommen nicht nur dann gelegen, wenn man ein Dach über dem Kopf sucht, sondern auch, wenn es um TätowiererInnen geht. Erkundige dich zu Beginn am besten in deinem Umfeld nach Empfehlungen, bevor du dich in die Weiten des Internets stürzt und versuchst, die Nadel im Heuhaufen zu finden.
Bewertungen
Hast du ein paar KandidatInnen gefunden, die in Frage kommen? Dann zieh dir die Bewertungen rein, die bereits online verfasst wurden. Nimm diese aber nicht gleich für bare Münze – nicht alles, was die Leute verzapfen, stimmt. Dem Studio vorher mal einen Besuch abstatten und sich ein eigenes Bild zu machen, ist deshalb die sicherere Route.
Vibe
Folge den TätowiererInnen, die für dich in Frage kämen, auf Instagram und Co. So bekommst du ein besseres Gespür für ihren Stil und Vibe. Klar, du bist nicht auf der Suche nach der großen Liebe, also müsst ihr nicht perfekt harmonieren. Dennoch solltest du dich wohlfühlen, um eine gute Erfahrung zu haben. Schau dir auch Beiträge anderer an, auf denen die Tattoo-Artists markiert wurden. Auf den sozialen Medien präsentiert man sich gerne etwas anders, als man ist. Das gilt für Tattoo-KünstlerInnen und ihre Arbeit ebenso.
Entwicklung
Wie Menschen verändern sich auch Tattoos mit der Zeit. So verblassen bei einem geheilten Tattoo beispielsweise die Farben und Linien verlieren an Schärfe. Dieser Alterungsprozess hängt jedoch auch von den TätowiererInnen ab. Gute KünstlerInnen achten beim Design beispielsweise auf die richtige Größe, da sie wissen, dass kleine Tätowierungen schneller verlaufen. Es ist somit empfehlenswert, sich abgeheilte Tattoos des potenziellen Tattoo-Artists anzuschauen, bevor man sich selbst unter die Nadel legt.
Hygiene
Genau wie ein scheinbar perfektes Date sich in den eigenen vier Wänden plötzlich als Messie entpuppen kann, erwartet dich auch im Tattoostudio möglicherweise eine böse Überraschung. Statte dem Laden also zuerst mal einen Besuch ab, um die Hygienestandards abzuchecken, bevor du einen Termin vereinbarst.
Termin
Geht es um den Termin, so gibt’s zwei Möglichkeiten: Entweder du vereinbarst einen im Voraus beim Tattoostudio deiner Wahl, oder du wählst die „Walk-in“-Route. Von einem Walk-in-Tattoo ist dann die Rede, wenn man unangemeldet bei einem Shop vorbeischaut und sich etwas stechen lässt. Nicht alle Studios bieten diese zweite Möglichkeit an, kläre das also lieber vorher zuerst ab.
Falls du hingegen nicht der spontanen Sippe angehörst und lieber einen Termin machst, dann solltest du bereits im Voraus kommunizieren, was du für ein Motiv möchtest. Die meisten Studios bieten Terminbuchungen via E-Mail an, weshalb du bei dieser Gelegenheit auch gleich Referenzbilder anhängen kannst, damit sich der oder die TattookünstlerIn ein besseres Bild von deinem Wunschmotiv machen kann. Außerdem solltest du auch bereits anmerken, ob das Tattoo farbig sein soll oder nicht und in welcher Größe du es wo haben möchtest. Aber keine Panik, es ist zu diesem Zeitpunkt noch nichts in Stein gemeißelt. Du kannst also später immer noch Anpassungen vornehmen.
Vorbereitung
So, nehmen wir mal an, der Termin steht, das Herz pocht und du bist kurz davor, deine Haut mit einem Tattoo aufzumotzen. Bevor du aber deine Großmutter mit deiner Tätowierung enttäuschen kannst, gibt es noch einige Dinge zu beachten: Damit du am großen Tag auch nicht zusammenklappst, solltest du vorher genügend getrunken und gegessen haben. Schließlich ist ein leerer Magen bekanntlich nie eine gute Voraussetzung. Und auch wenn es selbsterklärend sein sollte: Finger weg von Alkohol. Wenn du betrunken sein musst, um dich tätowieren zu lassen, dann ist das mit den Tattoos sowieso nix für dich, sorry. Auch solltest du an der Stelle, wo das Tattoo hinsoll, Schnitte und Bräunung vermeiden. Sonnenbräune ist übrigens einer der Gründe, warum es keine gute Idee ist, sich in einem Strandurlaub tätowieren zu lassen. Ja klar, ein Tattoo als Souvenir mitzubringen ist um einiges cooler als einen langweiligen Schlüsselanhänger. Aber Sonne und Salzwasser sind für eine frische Tätowierung etwa so förderlich wie dröhnende Musik bei Kopfschmerzen. Während beides dafür sorgt, dass das Tattoo verblasst, irritiert Salzwasser zudem die Haut, was Infektionen begünstigen kann. Und wer möchte seinen Urlaub schon mit einem Arztbesuch krönen?
Der große Tag
Trommelwirbel bitte, denn es ist soweit: Der Tattoo-Artist deines Vertrauens präsentiert dir das Design, das nun auf deine Haut kommt. Sollte dich daran noch irgendetwas stören, dann ist das nun die letzte Chance, um Anpassungen vorzunehmen. In einem zweiten Schritt wird ein sogenannter Stencil, eine Schablone, gefertigt und dort platziert, wo du das Tattoo haben möchtest. Wir empfehlen dir, ein paar Runden vor einem Spiegel zu drehen und zu schauen, wie sich die Tätowierung verhält, wenn du dich bewegst. Haut ist nicht wie Papier, also kann es sein, dass sich das Tattoo je nach Körperstelle bei Bewegung auseinander dehnt.
Jeder weiß, dass tätowiert zu werden keine angenehme Sache ist – auch wenn die Badasses in deinem Umfeld etwas anderes behaupten. Dabei Schmerzen zu empfinden, ist völlig normal und macht dich definitiv nicht zum Weichei. Versuche trotzdem, still zu sitzen. Solltest du dazwischen doch mal eine Pause brauchen, dann zögere nicht, dass deinem Tattoo-Artist mitzuteilen.
Aftercare
Puh, geschafft – willkommen im Club der coolen Leute! Aber Spass beiseite, denn es wird Zeit zu zeigen, was es nun, da das Tattoo gemacht ist, zu beachten gilt. Bevor du die Plastikfolie ab machst, die der Tattoo-Artist um dein frisches Kunstwerk gewickelt hat, solltest du dir gründlich die Hände waschen – wir wollen ja nicht, dass sich das Teil gleich infiziert. Wann du die Folie entfernen darfst, wird dir übrigens im Tattoo-Studio mitgeteilt. Ist diese weg, ist es Zeit das Tattoo zu waschen. Und nein, nimm hierfür bitte nicht deine Lieblingshandseife, die so gut nach Lavendel duftet. Ein spezielles Tattoo-Reinigungsmittel ist jedoch auch nicht zwingend nötig – eine milde und parfümfreie Seife tut’s ebenso.
Es ist übrigens nicht ungewöhnlich, wenn die neue Tätowierung juckt. Doch genau wie bei einem Mückenstich solltest du versuchen, nicht daran zu kratzen. Das führt nämlich zu Irritationen, was dem Heilungsprozess ein Bein stellen könnte. Dass sich die tätowierte Haut zu schälen beginnt, ist ebenfalls normal, also keine Panik. Wichtig ist bloß, dass die sich schälende Haut nicht entfernt wird, auch wenn die Versuchung groß ist. Auch enge Kleidung kann die empfindliche Haut reizen und irritieren. Setze also gerade zu Beginn auf lockere und luftige Teile – die sind sowieso bequemer. Und wie bereits erwähnt, sind Salzwasser und Sonnenschein zu meiden, wenn ein frisches Tattoo die Haut ziert. Doch auch sonst gilt: Alle Situationen, in denen deine neue Tätowierung über längere Zeit in Wasser getaucht ist, sind tabu. Pools, Badewannen – you name it. Doch Kopf hoch, die Wasserratten unter euch müssen nicht lange auf dem Trockenen sitzen. Nach einem Monat muss man sich in der Regel keine Sorgen mehr um Infektionen machen und dem Plantschen steht nichts mehr im Wege. Damit das Tattoo aber auch danach gut aussieht, hilft es, Sonnencreme aufzutragen, da die Tinte durch Sonnenbrände schneller an Leuchtkraft verliert.
Hier verrät uns Tattoo-Künstler Giorgio de Duesanti mehr über sein Metier.
Und damit dein Tattoo auch noch nach Jahren toll aussieht, findest du hier die passende Sonnencreme.
Aufmacherfoto: @ Giorgio de Duesanti