Als die Mauer fällt, steigt die Populärkultur zu einer neuen gesellschaftlichen Relevanz auf. Wind of Change? Eher ein Tsunami! Die Nineties spülen eine Flutwelle von Ohrwürmern, Kult-Movies, TV-Serien und Showstars über die immer stärker globalisierte Medienlandschaft. FACES rollt die Dekade auf – und veröffentlicht in loser Folge ein Lexikon zum Zeitalter von Grunge, Girlgroups, GZSZ und – Actionhelden.
Über die Schmach von Vietnam wächst Gras, der Sowjetblock bröckelt bedrohlich. Es sei an der Zeit, die Muskeln spielen zu lassen, findet Hollywood. Und züchten eine Armee ölverschmierter Kampfmaschinen in Tanktops heran.
Sie symbolisieren die westliche Überlegenheit auf der Leinwand – in allen Formaten: arisch (Lundgren), asiatisch (Chan), afro (Snipes), aalglatte Charmebolzen (Van Damme), American Dad (Willis), oder bärtige Testosteronschleudern (Norris). Sie bringen Vampire, Kommunisten und Cyborgs zur Strecke, kämpfen im Weltall, auf schottischen Schlachtfeldern, im Grossstadtdschungel, jenem Südostasiens oder in den Steilhängen der Rocky Mountains.
Stichwort „Rocky“: Natürlich zeichnen sich schon während der Eighties Tendenzen ab. Doch dank technischer Möglichkeiten explodiert der Output knalliger Blockbuster mit genug Pyroeffekten, um einen Kleinstaat abzufackeln. Damen nehmen grundsätzlich die Rolle von Dekorationsmaterial ein, während Wrestler (Hulk Hogan), Rapper (Ice-T), Basketball-Biester (Rodman, Shaq O’Neal) und sogar Playboy-Bunny Pamela Anderson quasi als Quoten-Lady die Funken sprühen lassen.
So verschieden die Hintergründe, so unterschiedliche Verläufe nehmen die Karrieren der Haudegen. Einige prügeln sich in die Sackgasse der Vergessenheit. Remember Michael Dudikoff, Steven Segal, Nick Nolte? Bruce Willis wird zum (so etwas wie) Charakterdarsteller, Schwarzenegger zum Gouvernator, Mel Gibson zum Missionar. Und Stallone trommelt die Schlachtrösser in den 2010ern für „Expendables“ zum Revival zusammen. Als seien die Jahrtausendwende, 9/11 und die Emanzipation bloss schlechte Scherze.