Am Samstag öffnete der beliebte Plaza Klub in Zürich seine Türen für den internationalen Comedian aus Tansania, Captain Khalid. Er weiss allerdings auch nicht, wie er der Welt erklären soll, dass er mit seinem englischsprachigen Stand-Up in deutschsprachigen Ländern durchstartet: „Why in Switzerland? Do these people even laugh?“ Spoiler: Bei seiner Show definitiv.
Noch bevor der selbsternannte „Emperor with Aces“ die Stage betritt, scheinen sein Charme und die guten Vibes schon da zu sein. Wie er das macht – wer weiß das schon? Sein herzliches und ehrliches Lachen ist jedenfalls ansteckend. Diese Art von Pandemie können wir sicher gut vertragen.
Der Mann mit den funny bones, bürgerlich Khalid Mboyelwa Hussein, wurde durch seine „Captain Khalid Comedy Shows“ und die „I Think I Am Single“ Solo-Show über modernes Dating bekannt und beliebt. Viele kennen ihn jedoch bereits seit einem guten Jahrzehnt durch die mehrfach preisgekrönte malaysische Komödie „Men Who Save the World“ (orig.: Lelaki Harapan Dunia) aus dem Jahr 2014.
Work in Progress
Momentan ist Captain Khalid mit seiner neuen Show „Work in Progress“ auf Tour, die auch in Zürich schnell ausverkauft war. Der in Hamburg lebende Komiker, Sänger und Schauspieler tritt damit in mehr als 80 Ländern in Europa, Asien und Afrika auf und ist aus der Comedy-Welt nicht mehr wegzudenken. Ganz nach dem Motto „Nische finden und dann ab auf Welttournee“ hat es Captain Khalid geschafft, seine persönlichen Erfahrungen im einzigartigen Erzählstil auf die Bühne zu bringen. Die Geschichten, die er mit seiner globalen und stets wachsenden Fangemeinde teilt, drehen sich vor allem um Kultur und alltägliche Situationen. Als Schwarzer Mann fallen ihm so einige Dinge auf, seitdem er im Norden Deutschlands lebt: Leute in der westlichen Welt verabreden sich zum Schwitzen, baden in der Sonne statt im Wasser, Nacktsein ist eine soziale Aktivität und mit den Händen zu essen ist für weiße Menschen direkt eine „cultural experience“. Mit süßem Sarkasmus und politischer, aber humorvoller Unkorrektheit hinterfragt er die gesellschaftlichen Phänomene, die in Europa lebende Menschen als normalen Lebensstil bezeichnen. Das Gelächter im Publikum ist laut und auch Khalid selbst findet seine Erlebnisse immer wieder absurd witzig, was es umso nachvollziehbarer macht.
Kultur, Alltag und eine große Portion Humor
Er macht es möglich, dass wir die eigene Kultur und das für uns Gewöhnliche durch eine andere Linse betrachten können und merken, dass wir alle – unabhängig davon, auf welchem Fleck Erde wir geboren wurden – vor allem eines miteinander teilen: Menschlichkeit. Mit Tiefgang und Intelligenz verpackt er sogar sensible Themen wie Depressionen in seinem rauen Humor. Er gibt zu, dass er anfangs nicht verstanden hat, wie Menschen, denen es ja im Grunde genommen richtig gut geht, depressiv sein können. In Tansania gibt es so etwas nicht. Selbst, wenn man mal nicht genug zum Essen hat, ist man dankbar und findet Wege, um über die schwierigen Situationen zu lachen. Eine Mentalität, von der der Westen viel lernen kann. Dass man bei dem verregneten Wetter und der früh untergehenden Sonne sehr wohl depressiv werden kann, stellte er nach einer Weile selbst fest. Doch eine Sache versteht er nicht: Warum benutzen Menschen Wetter-Apps? Wozu haben wir Fenster und einen gesunden Menschenverstand? Er bleibt bei seiner oldschool Herangehensweise, die er in Europa jedoch etwas anpassen musste: Wie, das wird allerdings nicht verraten. Seine Jokes werden gerade noch kuratiert. Deshalb darf bei der Show auch nicht gefilmt werden und es lohnt sich umso mehr, live dabei zu sein. Sein entspanntes und lustiges Storytelling holt alle ZuschauerInnen augenblicklich ins Hier und Jetzt und verbindet Kulturen über die menschengemachten Ländergrenzen hinweg. Und wir sind hin und weg von seinem Auftritt.
Fazit: Bei der aktuellen Show des Multitalents ist der Name tatsächlich Programm: Khalid ist lieber real als perfekt, er improvisiert viel und testet neue Jokes, die ihm spontan einfallen. Seine unverblümte Erzählkunst mit starker, bildhafter Sprache machen seine Stand-Up Comedy zu einem extrem coolen Erlebnis. Das war sicher nicht das letzte Mal, dass er in Zürich aufgetreten ist. In Zukunft, da sind wir uns sicher, wird er mit seiner mühelos lustigen Art noch viel größere Hallen füllen.
Wen wir nebst Captain Khalid sonst noch abfeiern? Hier sind unsere HeldInnen
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Fotos: © Janine Friedrich