Zum Glück gibt es Deadlines, sonst verliert sich queer Photographer und Director Emily Lipson aus Brooklyn noch komplett im kreativen Prozess.
Menschen. Am liebsten solche, die Emily Lipson ins Auge stechen mit irgendeinem besonderen Merkmal. Über ihre Einzigartigkeit sind die sich nicht einmal bewusst – oder finden es schrecklich. Manche von ihnen besitzen eine gigantische Zahnlücke zwischen den Schneidezähnen, bei anderen ist es schlicht und einfach ein Gesichtsausdruck, der Emily Lipson so leidenschaftlich auf den Auslöser drücken lässt. Sie war ohnehin schon dieses eine Kind, das alles festzuhalten versuchte mit der Kamera, bevor eine Tanz-Unterrichtsstunde fast schon eine Besessenheit in Emily hervorrief: Bewegung in einem einzigen Bild einzufangen. Damals dreht Emily Videos von Tänzerinnen und Tänzern, macht davon wohl Screenshots, druckt die aus, scannt sie wieder ein und legt sie digital übereinander. Bis Leben entsteht, mitten im Bild. Das macht sie heute noch so, ungefähr, auch nach den Visual Studies und den fünf Jahren professionellem Training bei Condé Nast. Bingo: Emily Lipson shootet Mode, Editorials für W Magazine, die Vanity Fair und viele weitere. Die Fotografin schießt Fotos an kommerziellen Shoots für Nike, Adidas, Urban Outfitters – und portraitierte bereits Fran Lebowitz und Emily Ratajkowski, um einfach ein paar zu nennen. Das scharfe Auge bringt die Fotografin unter die Forbes 30 Under 30 in der Kategorie Art & Style. Dabei fängt für sie irgendwie gerade erst alles an: Gedanken widmet Emily Lipson dem Fokus, den sie für sich selbst setzen möchte. Fashion-Shoots schön und gut. Das packt sie zwar nach wie vor, doch sind es persönliche Projekte, welche Emily Lipson als Künstlerin überhaupt antreiben. Inklusion vor und hinter der Linse – mehr Queer-Content will die Fotografin posten und mit ihrer Arbeit eine starke Community aufbauen. An ihrer Kunst arbeitet sie weiterhin unermüdlich, sitzt vor dem Drucker, scannt Prints ein, legt sie digital übereinander, korrigiert Farbe auf Photoshop und zieht den kreativen Prozess weiter und weiter und weiter. Bis sie doch nicht zufrieden ist und wieder ganz von vorne anfängt. Oder die Druckerpatrone leer ist.