Valentino Vivace – That’s Amore
Campari Spritz statt Glühwein. Sockenlose Loafers statt festgeschnürte Schlittschuhe. Und Valentino Vivace statt „Winter Wonderland“. Der Tessiner hat sein Debütalbum „Meteoriti“ gedroppt, und plötzlich fühlt sich jeder Tag an wie Ferien in Rimini, wo der Flipperkasten fiept und die Meereswellen rauschen. Eine neue Generation betritt die entstaubte Italo-Disco, und der Sänger heißt sie mit seinen canzoni con cuore und ganz viel Groove willkommen.
Cogey Marx – Insta Karma
Wenn Mistkerl Merkur mal wieder rückläufig ist und der Mond im Widder rumlungert, gibt es nur einen Trost: @cogey auf Planet Instagram. Ihre retrostylischen Videos sehen aus wie ein Fiebertraum von Don Draper. Doch die Mad Woman parodiert darin hinreißend komisch den Astrologie- und Self-Care-Hype auf Social Media. Die Karriere der Kalifornierin steht unter einem guten Stern – unser drittes Auge steht weit offen, und die Lippen grinsen breit.
Chet Lo – Horny
Eine ganz schön krumme Masche, die der Nachwuchsdesigner aus NYC hier abzieht. Und genau das macht die gehörnte Knitwear von Chet Lo zum Hingucker. Seine bonbonbunten Kreationen sehen aus wie die Strickpullis einer sehr hippen Alien-Rasse. Doch auch auf unserem Klecks im All wird die aktuelle Kollektion „Splash“ gefeiert, unter anderem von prominenten Fans wie Lizzo und Doja Cat. Sein zweiter Wurf ist jetzt in Arbeit. Wir glauben: wird spitze!
Shirin Neshat – Eyewitness
Die Welt öffnet ihre Augen, doch Shirin Neshat sieht schon lange hin. Mit der Bilderreihe „Women of Allah“ zeigte die Iranerin in den 90er Jahren die Unterdrückung der Frau in ihrer Heimat. Fortan kehrt die Fotografin und Regisseurin zu diesem Thema zurück. Rüttelt auf – mit sanfter Hand. In Neshats neuem Film „Land of Dreams“ reist die Protagonistin durch den Iran, um die Träume der Menschen zu notieren.
Chris Smalls – Union? Check!
2020 wurde Chris Smalls als Lagerhausmitarbeiter von Amazon gefeuert. Zwei Jahre später gelang ihm, wofür andere so lange vergeblich „add to cart“ drückten: Mit anderen AktivistInnen gründete er an seinem ehemaligen Anstellungsort die erste Gewerkschaft innerhalb von Amazon. Seither schläft Jeff Bezos einiges schlechter. Denn als Aushängeschild der Labor Movement Renaissance hat für Smalls die Arbeit für mehr ArbeitnehmerInnenschutz gerade erst begonnen.
Mykki Blanco – Pride of Rap
Seit Mykki Blanco lässt sich HipHop nicht mehr länger ohne „LGBTQ“ buchstabieren. Als Pionierin für hör- und sichtbare Queerness im Rap hat die Musikerin, Künstlerin und Aktivistin Berge versetzt und Gräben aufgefüllt. Ihre ernsten Anliegen zelebriert die gebürtige New Yorkerin mit einem dirty Glamour. Und auf dem neuen Album „Stay Close to Music“ auch mit prominenter Unterstützung von R.E.M.-Sänger Michael Stipe und Poet Saul Williams.
Sebastian Hotz – Wort Knight
Ach so. Hinter dem Vokuhila-Profilbild, das seit Jahren viele der besten und witzigsten Gesellschaftskritiken auf Social Media rausfaucht, steckt auch ein real boi. Spätestens jetzt sollte das allen klar sein. Denn Sebastian Hotz, wie der Satiriker in Chief of Internet mit bürgerlichem Namen heißt, hat ein Buch geschrieben. „Mindset“ ist ebenso pointiert und bissig wie es El Hotzos Zwei- bis Vierzeiler sind. Nur halt mit sehr viel mehr Zeilen.
Preet Chandi – Captain Cool
Sie nimmt jede Herausforderung auf die eiskalte Schulter. Im vergangenen Januar erreichte Preet Chandi nach 40 Tagen und 1’100 Kilometern den Südpol – alleine, zu Fuß, mit einem 90-Kilo-Schlitten im Schlepptau. Brauchte die britische Armeeangehörige eine Abkühlung, weil sie zwei Jahre zuvor einen Ultramarathon durch die Sahara meisterte? Alles nur Warm-up für ihr nächstes Abenteuer: Als erste Frau will Chandi solo die Antarktis durchqueren.
Casper Van Dien – Final Boss
Cheese me, daddy! Auf dem Höhepunkt seiner Hollywood-Karriere jagte er Aliens in „Starship Troopers“ und schwang sich als Tarzan vom Baum. Dann verschwand Casper Van Dien in der Versenkung – und taucht jetzt aus einem Pool von geschmolzenem Käse wieder auf. Im Swissploitation-Film „Mad Heidi“ lässt er als despotischer President of Switzerland Dissidenten mit Fondue waterboarden und hat dabei augenscheinlich den größen Spaß seiner Karriere.
Mia Goth – And Action!
Das Jahr ist 2040. Mia Goth steht auf der Academy-Awards-Bühne und nimmt ihren fünften Oscar als beste Hauptdarstellerin entgegen. Wird sie uns danken, weil wir es als Erste prophezeit haben? Vielleicht. Egal. Denn: Was die Schauspielerin und Drehbuchautorin aktuell in Kult-Filmen wie „X“ und „Pearl“ abliefert, sind enigmatische Performances, wie man sie nur ganz selten in einer Generation erleben darf. Hollywoods definitive Millennial Streep.