Zweimal im Jahr erscheint FACES auf Englisch. Das Cover unserer ersten internationalen Ausgabe 2025 ziert Supermodel Anok Yai. Manche mögen sie kürzlich im TV bei einer gewissen Topmodelsendung zu Gesicht bekommen haben. Wer auf Social Media zuhause ist, weiß aber: Ihre steile Karriere begann bereits 2017, und zwar dank einer eben solchen Social Media Plattform.

Stell dir vor, du stehst an einem Universitäts-Event rum, ein Fotograf fragt dich, ob er dich fotografieren darf – und einen Tag später klingeln die Modelagenturen, bis dein Smartphone heiß läuft. Können wir uns nicht vorstellen, denn wir sind nur normale Sterbliche. Anok Yais Aufstieg zum Supermodel begann 2017 aber exakt so. An der Homecoming Week der Howard University sah Fotograf Steve Hall das Potenzial der damals 20-Jährigen. Seinen Schnappschuss postete er auf Instagram, wo er innerhalb kürzester Zeit 20’000 Likes anhäufte – und die Aufmerksamkeit einiger Modelagenturen auf sich zog. Anok ließ das Next Model Management ein paar Wochen zappeln – und mehrmals täglich anrufen – bis sie schließlich mit ihnen einen Vertrag abschloss.


Nach ein paar Monaten im Modelbusiness konnte sie einige Meilensteine abhaken: Erstes sudanesisches Model und nach Naomi Campbell das zweite schwarze Model, das einen Prada-Runway eröffnet? Check. Prada-Kampagne? Check. Nike-Kampagne? Check.
Acht Jahre später würde die Checkliste, die wir Anok einfach so angedichtet haben (wer weiß, vielleicht führt sie ja wirklich eine?) wohl ein ganzes Buch füllen. Sie marschierte unter anderem die Laufstege von Saint Laurent, Bottega Veneta, Gucci und Fendi ab und war am letztjährigen Victoria’s-Secret-Revival einer der Engel. Eine Einladung zur legendären Met Gala ist ihr ebenfalls seit ein paar Jahren sicher. Mittlerweile hat Anok auch einige Covers erobert – Vogue, i-D Dazed, Harper’s Bazaar – und nun auch FACES. Und zwar unsere englischsprachige Ausgabe, die zweimal jährlich international erscheint.


Mehr als ein Model
2023 wurde Anok zum Model of the Year gekürt. Gerade hypnotisiert sie uns in der neuen Mugler-Kampagne. Neben ihrem Talent vor der Kamera hat Anok noch einiges mehr zu bieten: Eine bewegte Familiengeschichte und ein geheimes Talent für die Ölmalerei, beispielsweise.
Anok wurde in Kairo geboren, nachdem ihre Familie aus dem Sudan flüchten musste. Als sie drei Jahre alt war, zog ihre Familie in den US-Bundesstaat New Hampshire. An der Universität studierte Anok zunächst Biochemie und wollte Ärztin werden. Als schwarzes Mädchen in einem sehr weißen Bundesstaat aufzuwachsen, sei nicht immer einfach gewesen, sagt sie gegenüber der Zeitschrift Elle. Statt sich vom erlebten Rassismus unterkriegen zu lassen, schaute sie nach vorne: „Ich wusste immer, dass mein Leben mehr zu bieten hat als die Kleinstadt, in der ich aufgewachsen bin. Darum war es mir egal, dass ich nicht ganz dazu passte.“ So habe sie sich zwar gerne zurückgezogen, aber mit ihren auffälligen Outfits ihre Liebe zur Mode und ihre Persönlichkeit ausgedrückt.


Und was war da nochmal mit der Malerei? Um sich von der ganzen Hektik des Modelbusiness zu entspannen, malt Anok liebend gerne mit Ölfarben. Als Kind und bevor sie in Hotels nach Leinwänden fragte, verschönerte sie am liebsten Bettlaken mit ihrer Kunst. Jetzt, wo sie mit Leinwänden professionell unterwegs ist, fehlt nur noch die Galerie. Noch kriegt kaum jemand ihre Malereien zu Gesicht, doch der Idee einer Ausstellung sei sie nicht abgeneigt, wie sie Harper’s Bazaar verrät. Sollte das nicht klappen, könnte man auch einfach Fotos von ihr im Museum aufhängen – mit Gemälden mithalten können sie alleweil.


Interessiert an den Gesichtern hinter unseren Covern? Hier liest du alles zu Mary Ukech, unserem März-Coverstar.
Out of this world: Anok Yai an der letztjährigen Met Gala.
Fotos: © Launchmetrics SpotlightSM