Yves Saint Laurent revolutionierte mit seinen Kollektionen die Modeszene und verlieh dem weiblichen Geschlecht einen neuen Ausdruck. Hier zeigen wir Ihnen alles, was es zu YSL zu wissen gibt.
Die ersten Schritte
Geboren in Algerien, wächst Yves (Henri Donat Mathieu) Saint-Laurent wohl behütet und mit einer engen Bindung zu seiner Mutter auf. Er ist ein ruhiges Kind, seine Schüchternheit und sein weibliches Auftreten mit der Vorliebe zum Zeichnen machen ihn in der Schule schnell zum Aussenseiter und Mobbingopfer. Angst wird sein ständiger Begleiter, die Schule unerträglich und die Mode sein einziger Ausweg.
Mit Hilfe seiner Mutter öffnen sich für Yves die Tore zur Modewelt: Sie kennt die wichtigen Leute der Modeszene. Allen voran: den Chefredakteur der französischen Vogue, der ihn zum begehrtesten Designer Frankreichs bringt…
Die Karriere
1952 wird der schmächtige junge Yves Assistent von Christian Dior, veröffentlicht erste Kollektionen in dessen Modehaus in Paris und wird drei Jahre später schliesslich sein Nachfolger. Saint Laurent designt lockerer und offensiver und zeigt der Welt eine neue Form der Haute Couture: breite Schultern und den Verzicht auf Wespentaillen. Kleider werden kürzer, YSLs Name grösser – Yves Saint Laurent wird zum Thema der Modewelt.
Sein neuer Lebensabschnitt beinhaltet wilde Partys, haufenweise Fotografen und Zusammenarbeiten mit Models wie Naomi Campbell, Carla Bruni und Loulou De La Falais. Im Mittelpunkt zu stehen, ist für den Modeschöpfer jedoch alles andere als wünschenswert. Sein damaliger Lebensgefährte Pierre Bergé beschreibt Yves Verhalten wie folgt: „Ich habe immer versucht, ihn in die Welt zu bringen, Yves wollte sich aber davon fernhalten.“
1960: In Algerien herrscht seit 1955 Krieg gegen die Kolonialmacht Frankreich, YSL wird für den Militärdienst aufgerufen. Das Barackenleben macht ihm schnell zu schaffen, und bereits nach 19 Tagen endet sein Dienst – er bricht zusammen und landet in einer psychiatrischen Anstalt in Frankreich. Die Behandlung? Elektroschocks und Substanzen, die Saint Laurents Leben von dort an begleiten: hochdosierte Sedativa und Opium. Bergé holt ihn schliesslich, nach langer Diskussion mit dem Staat, aus der Anstalt.
Auf eigenen Beinen
Drogensucht, Angstzustände und die Entlassung bei Dior: Saint Laurents Rückkehr nach Paris scheitert. Yves und Pierre beschliessen, auf eigenen Beinen stehen zu wollen und gründen Ende der 1950er ihr eigenes Modehaus Yves Saint Laurent. 1966 bringen sie mit „Rive Gauche“ die erste Prêt-à-Porter-Mode auf den Markt – ein riesen Erfolg.
Die beiden Männer durchleben Höhenflüge und Reichtum, lediglich Yves Gesundheit beginnt zu zerbrechen: „Er trinkt Whisky, Wodka und raucht ununterbrochen“, kommentiert Bergé sein Verhalten. Genauer gesagt: Er hascht, kifft und raucht um die 150 Zigaretten am Tag und schmeisst sich alles ein, was gerade modern ist.
Die letzten Schritte
Schlaflose Nächte und die viele Arbeit lassen sich nicht mehr verstecken, Nervenzusammenbrüche und Psychotherapien sind die Folge. 1990 schickt Saint Laurents Lebensgefährte ihn in eine Entgiftungskur.
„Ich habe mit den Ängsten gerungen und bin durch die Hölle gegangen. Der Kampf um Eleganz und Schönheit hat mich leiden lassen“, sagt der Modeschöpfer in seiner Abschiedsrede, zieht sich 2002 aus der Öffentlichkeit zurück und zeichnet von nun an nie mehr.
Tom Ford, Stefano Pilati und Hedi Slimane werden seine Nachfolger, 2019 ist Anthony Vaccarello der Chefdesigner des Hauses Saint Laurent.
Am ersten Juni 2009 stirbt Yves Saint Laurent im Alter von 71 nach langer Krankheit an einem Hirntumor. Der stille Revolutionär hinterlässt der Stiftung „Fondation Pierre Bergé – Yves Saint Laurent“ 5’000 Haute-Couture-Kleider und mehr als 15’000 Accessoires.
Vor allem bleibt jedoch ein neues Abbild des weiblichen Geschlechts, welches Pierre Bergé wie folgt beschreibt: „Coco Chanel hat den Frauen die Freiheit gegeben, Yves Saint Laurent die Macht.“