Die Welt dreht sich unaufhörlich – doch gute Geschichten, die sind auch in hundert Jahren noch gefragt. FACES hat mit Longines-CEO Matthias Breschan über die Uhrenbranche philosophiert, über die die Historie Longines gesprochen und gemeinsam einen Blick in die Zukunft gewagt. Seit neustem gehört Extremsport-Pionierin Géraldine Fasnacht zur Longines-Familie. (Bild oben)
FACES: Sie stammen aus Kärnten, haben aber in Wien studiert. Da dürfen wir sicherlich fragen: Wiener Schnitzel oder Tafelspitz?
Matthias Breschan: Wiener Schnitzel.
F: Und wie sieht es bei der Entscheidung zwischen Wein und Bier aus?
MB: Wein, da war ich einfach zu lange in Frankreich, als dass ich diese Frage anders beantworten könnte.
F: Red Carpet oder Wohnzimmer?
MB: Ich würde sagen, ein Mix. Was mich am Red Carpet immer fasziniert, ist, wie Berühmtheiten Eleganz zur Schau tragen. Da gibt es riesige Unterschiede. Es gibt Menschen, die Eleganz sowohl in sich selbst als auch nach außen tragen, und andere , die nur nach aussen elegant sind. Aber ich für meine Person, ich brauche nur das Wohnzimmer, ich brauche keinen roten Teppich.
F: Longines ist beides, Tradition und Innovation. Können Sie sich zwischen den beiden entscheiden?
MB: Es braucht beides, wobei die Uhrenindustrie wahrscheinlich die einzige Industrie ist, die auf die Tradition zurückschaut, um Innovationen zu entwickeln. Um genau solche Geschichten zu erzählen haben wir die Longines Spirit Zulu Time lanciert. Die neue Longines Zulu Time entspringt der hundertjährigen Erfahrung, die die Marke hat. Ihr Ursprung und ihr Name gehen auf die erste Longines Armbanduhr mit zwei Zeitzonen zurück, die 1925 gefertigt wurde und die auf ihrem Zifferblatt die Signalflagge Zulu trug – Zulu bezieht sich auf den Buchstaben Z, der in der Luftfahrt und beim Militär für die Weltzeit steht. Die Longines Spirit Zulu Time ist ein Bindeglied zwischen Historie und Innovation. Das präzise neue Uhrwerk wurde nämlich mit einer Siliziumspirale verseht welches antimagnetisch ist, da kommt wirklich die neueste Technologie der Industrie zusammen.
F: Wo sehen sie momentan den grössten Trend der Uhren-Industrie?
MB: In den vergangenen Jahren waren es mit Sicherheit Taucheruhren, und die haben alle Marken sehr gut verkauft. Man muss aber dazu sagen, dass sich diese Uhren in ihrer Form wenig unterscheiden. Alle mit Stahlband, die edleren mit Keramik-, die anderen mit Aluminium-Lünetten. Gerade deshalb war es für mich so wichtig, dass wir auch eine neue Taucheruhr immer mit unserer Heritage verbinden. Die Legend Diver ist eine der allerersten Taucheruhren; sie befindet sich seit mittlerweile 60 Jahren in der Longines-Collection. Wir sind eine der wenigen Marken, die wirklich eine Vintage-Taucheruhr haben.
F: Gibt es einen typischen Longines-Kunden?
MB: Unser Kunde hat eine Affinität für Eleganz, Tradition und Innovation. Man kann dies nicht an einer bestimmten Altersgruppe festmachen. Wir sind vielleicht auch eine der ganz wenigen Marken, die gleichermassen an Frauen und Männer verkaufen und bei der neben den klassischen auch die anderen Modelle sehr gut laufen. Eine Master Moonphase zum Beispiel oder eine Sportuhr wie die Legend Diver. Diese Ausgewogenheit ist eine grosse Stärke unserer Marke.
F: Braucht der Mensch denn heute überhaupt noch eine Armbanduhr?
MB: Kein Mensch kauft heute eine Uhr, nur um die Zeit abzulesen, mit seiner Taucheruhr bloss ins Meer zu springen oder mit der Pilotenuhr in den Helikopter zu steigen. Eine Uhr gibt uns jedoch die Möglichkeit, etwas über uns selbst zu sagen. Dafür ist es das perfekte Accessoire.
F: Wie nehmen Sie die junge Generation wahr?
MB: Wir stellen fest, dass unser Klientel generell immer jünger wird und an Vintage- und Sammleruhren immer mehr Interesse zeigt. In Genf an unserem Collector’s Corner empfangen wir immer mehr junge Menschen, das ist toll.
F: Was ist der wichtigste Markt für Longines?
MB: Wichtig ist eigentlich jeder einzelne Markt, wobei China für uns den grössten darstellt. In den vergangenen Jahren hat sich das aber sehr verschoben, schliesslich gab es aufgrund von Corona keine Touristen in den USA und in Europa. Für uns war das wie ein Weckruf. Wir haben uns in der Vergangenheit ganz klar zu stark auf die Touristen verlassen, die massiv viele Uhren gekauft haben. Wir müssen uns in allererster Linie auf das lokale Klientel konzentrieren. Innerhalb der vergangenen zwei Jahren haben wir den weggefallenen Umsatz mit den Touristen grösstenteils mit lokalen Kunden aufgefangen. Wir verzeichnen da riesige Wachstums- und Steigerungsraten sowohl in Europa als auch in den USA. Das mussten wir auch unseren Verkäufern beibringen: Das Wichtigste ist jeder einzelne lokale Markt. Das macht uns langfristig stark.
F: Was ist derzeit die grösste Herausforderung, der Sie sich als Uhrenmarke stellen müssen?
MB: Wir haben uns als Ziel gesetzt, die Zwei-Milliarden-Franken-Umsatz-Marke bis 2025 zu erreichen. Diese Herausforderung können wir durch zwei Dinge erreichen: Das eine ist eine Steigerung des lokalen Klientels in Europa und den USA. Aber es gibt natürlich auch in den asiatischen Märkten nach wie vor Potential; denken Sie nur an China oder Indien. Da werden auch in den nächsten Jahren Dutzende von Millionen Leuten aus der Armut in die Mittelklasse aufsteigen, die in Zukunft für uns potentielle Kunden darstellen. Daneben gibt es natürlich auch andere Emerging Markets wie Indonesien oder die Philippinen, die sich mit Sicherheit auch in den nächsten Jahren entwickeln werden. Es ist allerdings ganz klar, dass wir uns in allen Ländern wirklich auf das Lokale konzentrieren müssen, und wenn dann irgendwann die Touristen zurückkommen, dann können wir dahingehend auch wieder interessante Verkäufe tätigen.
F: Welche Uhr verkaufen Sie am besten?
MB: Das am meisten verkaufte Modell des vergangenen Jahres war die Hydro Conquest. Das ist eine Uhr, die sowohl in Europa und den USA als auch in Asien wahnsinnig populär ist.
F: Welche ist Ihre persönliche Lieblingsuhr von Longines?
MB: Ich habe drei Lieblingsmodelle: Die Master Collection mit Mondphaseanzeige, die Legend Diver und die neue Longines Spirit Zulu Time.
F: Ist es noch notwendig, zwischen Herren- und Damen-Uhren zu unterscheiden?
MB: Nein. Und wir unterscheiden jetzt auch nicht mehr. Wir sagen „ageless“ und „genderless“. Zum Beispiel verkaufen wir die Spirit 37 Millimeter genauso gut an Männer wie an Frauen. Dasselbe gilt für die Legend Diver 36 Millimeter. Auch wenn man die Grösse der Modelle betrachtet, hat sich einiges verändert. Früher sagte man: In Asien sind kleine Uhren gefragt, in Europa und den USA grosse Modelle. Im Moment ist es genau umgekehrt. So verkaufen wir von der Hydro Conquest 43 Millimeter doppelt so viele Stück in China als von der 41 Millimeter. Ich denke, der Trend wird allerdings gerade stark beeinflusst durch Vintageuhren, sogenannte Collector’s Uhren, die im Moment wahnsinnig populär sind. Der Trend in Europa geht ganz klar hin zu kleinen Uhren.
Mehr Informationen zu Longines finden Sie unter longines.com