Was haben ein Hochleistungssportler und eine Fashionista gemeinsam? Viel mehr, als man auf den ersten Blick meinen würde. Das Olympische Museum in Lausanne zeigt in der Ausstellung „Mode und Sport: von einem Podium zum anderen“, wie sehr die beiden Bereiche verschmelzen und sich seit Jahrzehnten gegenseitig beeinflussen. Als Auftakt am 4. Dezember bewies eine Modenschau, organisiert von Yannick Aellen und der Mode Suisse, wie gut Mode in den sportlichen Kontext passt.
Wer Sport treibt, braucht vor allem funktionale Kleidung mit Bewegungsfreiheit. Und wer Mode priorisiert, denkt zuallerletzt an Komfort. Höchste Zeit, mit diesen Vorurteilen aufzuräumen. Denn Mode und Sport stehen nicht am entgegengesetzten Ende eines Spektrums, sondern machen seit jeher gemeinsame Sache. Heute tragen wir alle Sneakers, bequeme und doch stylische Yogapants – längst nicht nur auf dem Weg zum Sport. Und haben eigentlich die eleganten und stilprägenden Sportarten Tennis und Reitsport zuerst die Modewelt inspiriert, oder war es umgekehrt? Die Ausstellung „Mode und Sport: von einem Podium zum anderen“ im Olympischen Museum in Lausanne stellt dar, wie die Geschichte der beiden Disziplinen ihren Lauf nahm. Außerdem zeigt die Ausstellung unter anderem avantgardistische Kollaborationen zwischen Haute-Couture-Häusern und Sportlabels und thematisiert die zentrale Rolle von AthletInnen als MarkenbotschafterInnen: Beides perfekte Symbiosen. Den Auftakt zur Ausstellung machte eine Modenschau am 4. Dezember, produziert von Yannick Aellen von der Mode Suisse – und dort war die Verschmelzung von Sport und Mode perfekt: Die Olympionikinnen Kim Métraux und Lea Sprunger liefen über den Laufsteg. Der Walliser Designer Kevin Germaniert zeigte seine funkelnden Kreationen. Aber auch Archivoutfits von Lacoste wurden an SportlerInnen präsentiert.
Eine kleine Geschichtslektion
Um die Wechselwirkung zwischen Mode und Sport zu verstehen, reisen wir an den Anfang zurück. Die Entstehung des Sports im modernen Sinne – mit Disziplinen und Wettkämpfen – wird von HistorikerInnen auf den Beginn des 19. Jahrhunderts datiert. Das älteste Stück der Ausstellung liegt noch weiter zurück: ein Golf-Outfit samt Tasche und Schläger aus 1880. Insgesamt sind fast 300 Kleidungsstücke und Accessoires zu entdecken. In den 1920er-Jahren begann sich der Markt für Sportbekleidung so richtig auszubreiten, da allmählich auch der Fokus auf Wettbewerb und Leistung gelegt wurde. Sport ist Emanzipation: Gesellschaftliche Normen verschoben sich, das Streben nach Komfort bewegte nicht nur die Modewelt, sondern vor allem auch die Mode für Frauen. Heute sind Polos, Turnschuhe, Trainingsanzüge, Mützen, Daunenjacken oder Leggings – damals noch beinahe revolutionäre Innovationen – fester Bestandteil der Alltagskleidung. Modemagazine sind stilprägend, damals noch stärker als heute. So wurde 1928 der Begriff „Sportswear“ erstmals in der französischen Presse verwendet. In den Achtzigern dann kam es zum Revival der Sportswear – Man erinnert sich mit Freude und manche wohl mit Horror an die bunten und hochgeschnittenen Trainingsanzüge. Die französische Vogue erkannte den Trend sofort und veröffentlichte ab 1983 in Frankreich eine Sport-Ausgabe.
Zwischen Kollaboration und Inspiration
Heute sind Kollaborationen von Luxusbrands mit Sportmarken keine Seltenheit. Die Zusammenarbeit von Yohji Yamamoto und Adidas anno 2002 dürfte der Startschuss dafür gewesen sein. Jüngst präsentierte das schwedische Label Avavav, das mit unkonventionellen Looks und wilden Runwayshows für Furore sorgt, ihr gemeinsames Oeuvre mit Adidas: In ihrer Spring-Summer-2025-Kollektion dominierten die Adidas-Streifen, die Show selbst fand auf einer Sportbahn in Mailand statt. Überhaupt erspähte man an den Fashion Weeks sportliche Einflüsse an jeder Ecke. Unter anderem bei Miu Miu, Dior und Ottolinger wurde deutlich, dass wir uns nächsten Frühling und Sommer getrost in Sportmode hüllen dürfen – stylisch, alltagstauglich und elegant ist sie dank kreativer Designs.
Mode und Sport: von einem Podium zum anderen
5. Dezember 2024 – 27. April 2025
Olympisches Museum
Quai d’Ouchy 1, Lausanne
Kevin Germanier zeigte seine glitzerbunten Designs an der Eröffnungs-Modenschau im Olympischen Museum. Wir haben den charismatischen Designer zum Interview getroffen.
Ob du nun der Mode oder des Sportes wegen nach Lausanne gehst, spielt keine Rolle: Spannend wird es alleweil.