Jeanne Goursaud ist ein Shooting Star. Weil es zurzeit mit ihrer Film- und TV-Karriere steil nach oben geht. Aber auch, weil sie am Bildschirm bestens mit einer Knarre umgehen kann. Beispielsweise in der Hit-Serie „Pax Massilia“ oder demnächst im Netflix-Film „Exterritorial“. Dort spielt sie eine Soldatin, die ein US-Konsulat auf den Kopf stellt, um ihren Sohn zu finden. Für uns hat sie Zeit gefunden, diese Fragen zu beantworten. Schießen wir los.
FACES: Erinnerst du dich an deinen ersten Kinobesuch?
Jeanne Goursaud: Absolut! Ich glaube, es war „Der König der Löwen“ – eine Wiederholung in einem Kinderkino. Und ich war emotional völlig unvorbereitet. Ich kam fröhlich ins Kino und verließ es mit einem Trauma namens Mufasa.
F: Gab es eine Filmfigur, die dich zur Schauspielerei inspiriert hat? Oder eine, die dir von klein auf in Erinnerung geblieben ist?
JG: Ich hatte eine Phase, in der ich felsenfest davon überzeugt war, ich sei Mulan. Ein bisschen Kick-Ass-Energie, eine Prise Rebellion – ich war bereit, mein imaginäres Kaiserreich zu verteidigen.
F: Wann weißt du beim Lesen eines Drehbuchs, dass dieses Projekt zu dir passt?
JG: Wenn ich beim Lesen vergesse, dass ich eigentlich auf der Couch liege und plötzlich das Bedürfnis habe, aufzustehen und die Szene zu spielen – oder wenn ich laut lache und mich dann frage: „Okay, ist das im Skript witzig oder einfach nur meine seltsame Art von Humor?“ Und natürlich, wenn mich die Szenen berühren und ich so tief in der Geschichte drin bin, dass ich sie vor meinen Augen sehe.
F: Was waren bei Dreharbeiten die bislang körperlich und emotional herausforderndsten Momente in deiner Karriere?
JG: Körperlich: Jede Szene, in der ich eine enge Corsage tragen musste. Leute, die Mode des 18. Jahrhunderts war ein persönlicher Kampf gegen die menschliche Lunge. Essen ist auch schwierig! Oder aber bei „Barbarians“ für Netflix. Hier sind wir im Jahre 9 vor Christi. Die Menschen haben noch nicht viel gehabt, um sich zu wärmen außer Feuer und Pelz. Sechs Monate lang bin ich im ungarischen Winter auf Ledersocken durch den Wald gerannt (lacht). Emotional: Szenen, in denen du als Schauspielerin in dunkle, verletzliche Ecken deiner Seele vordringen musst – und dann kommt jemand und ruft: „Können wir das nochmal machen, aber mit mehr Licht von links?“
„Ich war schon immer hartnäckig und zielstrebig.“
F: Welche persönliche Eigenschaft ist dir besonders hilfreich bei deinem Job?
JG: Neugier. Ich liebe es, mich in neue Rollen, neue Welten und neue Charaktere einzuarbeiten – das macht Schauspielerei so spannend und man entdeckt auch unterschiedliche Facetten an sich selbst.
F: Und welche Eigenschaft steht dir vielleicht manchmal eher im Weg?
JG: Perfektionismus. Manchmal wäre es schön, einfach zu sagen: „Okay, das war gut so“. Ich war aber schon immer hartnäckig und zielstrebig. Das hat mich vielleicht auch dahin gebracht, wo ich heute bin.
F: Wie vertreibst du dir am liebsten die Wartezeit auf dem Set?
JG: Mit Essen. Immer mit Essen. Und wenn ich nichts zu essen habe, rede ich über Essen (lacht).
F: Was ist die beste Erholung nach anstrengenden Dreharbeiten?
JG: Ein gemütliches Outfit, ein leckerer Teller Pasta – schon wieder essen (lacht). Sport und Sauna oder eine gute Freundin treffen. Eine Freundin, mit der ich so eng bin, dass wir uns einfach nur zuhause bei einander fühlen und nicht einmal reden müssen.
F: Mit welchem Film- oder Serienklassiker kannst du so gar nichts anfangen?
JG: Da fällt mir nichts wirklich ein gerade… Mir fällt es aber schwer, Kriegsfilme zu schauen, weil sie mich so unendlich traurig machen. Auch wenn sie gut sind. Und wichtig. Nach „Schindlers Liste“ kann ich den ganzen Tag mit mir selbst auf jeden Fall nichts mehr anfangen.
F: Hast du schon mal was von einem Filmset mitgehen lassen?
JG: (lacht) Ich frage ganz oft, ob ich ein paar Outfits behalten kann. Oder einmal eine „Wolfszahnkette“, das war beim „Barbarians“-Dreh als Souvenir! Ich habe bestimmt von jedem Projekt mindestens eine Sache zuhause. Am meisten Unterwäsche, die habe ich „mitgehen lassen“ ohne zu fragen. Ich habe bestimmt 20 unterschiedliche hautfarbene Wärme-Unterwäsche vergessen zurückzugeben, weil ich sie nach einem kalten Drehtag einfach angelassen habe.
„Die 2000er waren einfach ein Jahrzehnt voller modischer Fehltritte.“
F: Auftritte auf dem roten Teppich: Stress oder Spaß?
JG: 50% Spaß, 50% „Hoffentlich bleibe ich nicht mit dem Absatz im Kleid hängen und sorge für einen peinlichen Moment“ und hoffentlich sehe ich nicht „stiff“ aus. Es ist schwierig, relaxed und schön zu stehen auf dem Teppich.
F: Was hättest du gerne immer mit dabei, doch leider ist kein Platz in deiner Tasche?
JG: Einen Kamin (lacht). Ist nur leider nicht handtaschenfreundlich. Ich bin ein totaler Feuer-Freak. Ich liebe Kamine. Ich habe einen „falschen“ Kamin zuhause, den ich auch von Zimmer zu Zimmer tragen kann (lacht). Ansonsten hätte ich gerne meine Familie und Freunde natürlich immer dabei.
F: Auf welches Modeaccessoire kannst du nicht verzichten?
JG: Ohrringe! Ohne sie fühle ich mich irgendwie… unvollständig. Oder meine Ringe. Den einen, den ich immer trage, habe ich von meinem Vater geschenkt bekommen.
F: Was würdest du privat niemals tragen?
JG: Röhrenjeans. Die Antwort heißt ganz klar Röhrenjeans!
F: Wie lautet der beste Styling-Tipp, den du dir je zu Herzen genommen hast?
JG: „Wenn du dich nicht wohlfühlst, sieht es auch nicht gut aus.“ Und es stimmt! Es macht einfach was mit der Ausstrahlung.
F: Gibt es Fotos aus deinen Teenagerjahren, bei denen du denkst: „Oh wow, was hab ich mir bloß bei diesem Outfit gedacht?“
JG: Unzählige. Die 2000er waren einfach ein Jahrzehnt voller modischer Fehltritte. Enge Röhrenjeans mit Glitzer-Bestickungen? Schuldig im Sinne der Anklage. Ich hatte sogar eine, die ich mir auf dem Hamburger Dom gekauft habe, mit einem „Glitzer-Arschgeweih“ hinten drauf. Die habe ich leider irgendwann in meiner Tasche in einem Taxi in Paris verloren. Ich habe den ganzen Tag geweint. Im Nachhinein bin ich froh! Oder meine Eltern haben es mich glauben lassen und das Ding extra im Kofferraum gelassen (lacht). Die fanden die Hose nämlich natürlich auch schrecklich.
„Es gibt für mich nichts Wertvolleres als Erinnerungen“
F: Hast du ein Kleidungsstück oder Accessoire, mit dem du eine ganz besondere Erinnerung verbindest?
JG: Schmuck, den ich von Familie oder Partnern geschenkt bekommen habe. Es gibt für mich nichts Wertvolleres als Erinnerungen. Und sie mit mir zu tragen.
F: Welches Vorurteil über Deutschland findest du kompletten Unsinn? Und welches über Frankreich?
JG: Deutschland: Dass wir keinen Humor haben. Wir haben einen, er ist nur… speziell. Frankreich: Dass alle Franzosen immer mit einem Baguette unterm Arm herumlaufen. Okay, manche schon – aber das ist eher ein Lifestyle als ein Klischee.
F: Was hoffst du, in den nächsten zehn Jahren zu erreichen?
JG: Spannende Rollen spielen, die mich herausfordern. Zu 90% glücklich und gesund zu sein! Und vielleicht endlich lernen, wie man eine Pflanze am Leben hält. Sehr schwierig beim Herumreisen.
F: Über welches Kompliment hast du dich zuletzt gefreut?
JG: Jemand meinte, ich hätte eine „ansteckende Energie“. Ich hoffe, das war positiv gemeint (lacht)!
Wie sich Jeanne Goursaud beim Editorial-Shooting macht (Spoiler: fantastisch), kannst du hier mit eigenen Augen bestaunen.
Schau dir den Trailer zur zweiten Staffel von „Barbaren“ an, um Jeanne in Action zu sehen.
Teaserbild: @ Christopher Puttins