„Fashion is about sex.“ Vivienne Westwood
Selbsthilfe
Manchmal braucht es lediglich einen Wegweiser, um zurück auf den richtigen Pfad zu finden. Im Falle des Berliner Projektes PEOPLE ist es die Mode, die Jugendlichen, die mit Suchtproblemen, psychischen Erkrankungen oder Wohnungslosigkeit zu kämpfen haben, einen neuen Fokus gibt. Gemeinsam entstehen so in Berlin und von Hand Kollektionen für Frauen und Männer, wobei die Designer unter der Anonymität des Labelnamens PEOPLE den Schutz finden, den sie in diesem Abschnitt ihres Lebens brauchen. Der komplette Verkaufserlös fliesst zurück in das Projekt, das dieses Frühjahr bereits seine fünfte Edition präsentiert. Die limitierte Kollektion THE VOID ist online erhältlich unter shop.peoplepeoplepeople.de.
Kaugummi
Pastellfarben im Frühling sind in etwa so revolutionär wie Daunenjacken zur Skisaison. Wir geben es zu: Nichts an diesem Trend ist bahnbrechend. Und doch verfallen wir den süssen Nuancen Mintgrün, Hellblau, Zitronengelb oder Schweinchenrosa. Weshalb? Weil wir stark sein müssen, immer, überall, den ganzen Tag über und besonders in dieser Zeit. Da dürfen wir ab und zu die Maske der Kämpferin ablegen und uns in luftig leichtes kleiden, das uns das Gefühl gibt, wir seien schwerelos.
Liebeskind Berlin, „Valentine‹s Special Crossbody XS “, Umhängetasche aus Glattleder, ca. 160.–
Floris Van Bommel, Lack-Pumps aus Leder, ca. 195.–
Olivia Rubin, „Clemmie Jumper“, Strickpullover aus Viskose, ca. 330.–
Kernschmelze
2020 war ein spezielles Jahr. Und das auch für Designerin Yvonne Reichmuth, die mit ihrem Label YVY und ihren Lederaccessoires immer wieder für Entzücken sorgt. Hinter den Auftritten von Kristen Stewart im heissen Mesh-Rock oder Taylor Swift mit coolem Hand-Piece steckt allerdings vor allem eines: Arbeit. Einblick in ihr Atelier in Zürich ermöglicht Reichmuth nun zu Jahresbeginn mittels eines Buches, dessen Erlös zugunsten der Fachstelle Frauenhandel und Frauenmigration geht. Die Organisation unterstützt und berät schweizweit von Gewalt betroffene Migrantinnen. Dass Mode viel mehr kann als schön auszusehen, beweist Yvonne Reichmuth mit diesem Blick tief ins Innere von YVY. Und so finden sich in „Core“ Fotografien ihres Teams und der Stücke, die unter den Corona-Bedingungen im vergangenen Jahr entstanden sind, sowie Fragen, die die Designerin dabei begleitet haben. Wer das Buch im Atelier von YVY oder online auf www.yvy.ch erwirbt, entscheidet selbst, ob zu 50.–, 70.– oder 100.–, die danach an die FIZ gespendet werden.
Déjà-vu
Nachhaltigkeit ist kein Trend, sondern eine Notwendigkeit. Das weiss auch das Schweizer Label Bally und lanciert mit der Linie B-Echo eine Kollektion, die komplett aus umweltfreundlichen Materialien besteht. Für die Taschen oder Rucksäcke wurden deshalb Öko-Leder, Netzstoff aus recyceltem PET oder recyceltes Nylon verwendet, die aus im Herstellungsprozess entsorgten Nylonfasern oder Lederabfällen bestehen. Die Teile der B-Echo Linie von Bally gibt es zum Preis von ca. 150.– bis 690.–.
Shorty
Spiessig? Wir kümmern uns nicht um das, was früher war, sondern feiern den Pullunder heute als das neue It-Teil der Saison. Über dem Hemd oder dem Blusenkleid hält uns die Strickware im kühlen Frühling warm, und steigen die Temperaturen, tragen wir den Pullunder komplett solo. Ein Kleidungsstück, das uns lange erfreuen wird – und schliesslich sind das die Teile, die dem nachhaltigen Gedanken am nächsten kommen.
Fuck off!
Wir haben genug von Machos – und Mina Bonakdar und Elena Buscaino ebenfalls. Die beiden Berliner Designerinnen machen mit „Riot Pant Project“ auf das unmögliche Verhalten gewisser Männer aufmerksam, die es auch 2021 nicht lassen können, im öffentlichen Verkehr breitbeinig ihr Revier zu markieren. Und weil es dabei eben nicht nur um männliches Machogetue, sondern deren Domi-nanz im gesamten Alltag geht, halten die beiden Designerinnen mit ihren Hosen und den Slogans „Stop Spreading“ oder „Give Us Space“ dagegen.