Hotels sind mehr als reine Unterkünfte. An der mexikanischen Küste in Zihuatanejo leben Tara Medine und Andrés Saavadera Benitez deshalb den Traum einer Gemeinschaft, die Reisen und Erleben neu definiert. Das Musa ist eine Begegnungszone für jene, deren Kreativität keine Grenzen kennt, und Gäste, die verstehen, dass die wahren Perlen der Hotellerie stets die Menschen sind.
FACES: Wie seid ihr zur Hotellerie gekommen und dazu, mit dem Musa ein eigenes Hotel in Mexiko zu eröffnen?
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: 2013 haben wir gemeinsam den Lifestyle-Brand Loot ins Leben gerufen. Loot war für uns die Möglichkeit, mit Dingen zu experimentieren, die so gar nichts mit unserem damaligen Arbeitsalltag zu tun hatten. Damals bauten wir mit unserem Architektur- und Designbüro eine Reihe von Wohnanlagen, hatten aber Lust, mit Dingen wie Musik, Kunst, Kultur, Food oder Festivals zu experimentieren. Loot war für uns eine experimentelle Spielwiese und eine tolle Plattform, um Menschen kennen zu lernen sowie unseren individuellen Interessen nachzugehen. Es war toll, mit Loot diese fabelhaften Veranstaltungen auf die Beine stellen zu können und eine Gemeinschaft von Gleichgesinnten aufzubauen. Wir befanden uns damals in Zihuatanejo, dieser hübschen Hafenstadt in Mexiko, wo es für unsere Zielgruppe und Community-Mitglieder leider so gar keine tollen Orte gab, an denen sie sich treffen oder übernachten konnten. Kurzerhand haben wir dann unser Pop-up-Hotel La Casa MX eröffnet, für das wir ein verlassenes Haus übernahmen, das der Dschungel komplett verschlungen hatte. Den Charme dieses Gebäudes kann man sich kaum vorstellen! Leider war der Mietvertrag auf sechs Monate befristet, und man musste erst 200 Stufen erklimmen, um das Hotel zu erreichen – dennoch war es ein unglaubliches Projekt, und wir hatten so viel Spaß dabei zu erforschen, was Gastfreundschaft eigentlich bedeutet. Schnell war uns klar, dass das das sein sollte, womit wir unseren Alltag verbringen wollten. Unser Architekturbüro war allerdings auf große private Wohnhäuser und Eigentumswohnungen spezialisiert, mit denen wir eine deutlich ältere Zielgruppe ansprachen als jene, die wir in unseren Projekten in Zihuatanejo im Kopf hatten. Gastfreundschaft schlägt die Brücke zwischen dem Errichten und dem Erleben schöner Räume. Indem wir jedes Projekt angenommen haben, das uns in die Finger kam – den Bau des Thompsons, des Los Serenos, des Troncones –, konnten wir lernen, was Gastronomie und Gastfreundschaft tatsächlich bedeuten. Es geht nicht einfach nur um schöne Räume, sondern auch um guten Service und darum, diese Magie entfachen zu können, die die Menschen nachhaltig verzaubert.
FACES: Wie beschreibt ihr euer Hotel in einem Satz?
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: Das Musa bietet Komfort und hochwertiges Design in einer tropischen Umgebung. Es ist ein Ort zum Abschalten und ein Treffpunkt, um Kontakte zu knüpfen. Eines garantiere ich: Am Ende des Tages wirst du dich verlieben – in die anderen Gäste genauso wie in unsere MitarbeiterInnen, denn hier kannst du genau so sein, wie du willst.
Viele kleine Schritte und ein großes Ziel
FACES: Beschreibt uns den Weg von der Idee bis zum fertigen Hotel!
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: Wir sind mehr als ein Hotel, verstehen wir uns doch viel mehr als Service-Gemeinschaft und als einen Raum für kreative Köpfe und innovative Gedanken. Das Musa befindet sich gerade mal 35 Minuten südlich des internationalen Flughafens, und dennoch fühlt man sich hier wie in ein unberührtes Paradies teleportiert. Wir wollen mehr schaffen als eine Übernachtungsmöglichkeit – hier findest du alles, was du brauchst, um wirklich frei zu sein.
FACES: Weshalb sollten wir unbedingt bei euch absteigen?
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: Das Musa ist einfach etwas ganz Besonderes. Die Schönheit und der Zauber dieses Ortes lassen sich nur sehr schwer in Worte fassen. Es ist real und doch wieder nicht, rau und schön und lässt einen Mal für Mal von neuem staunen. Dieser Ort ist mit nichts zu vergleichen, was wir bereits gesehen haben.
Aufregender Hotel-Alltag
FACES: Was macht den Alltag als Hoteliers so spannend, und welche Aspekte gehen euch auf die Nerven?
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: Am aufregendsten finden wir, dass wir uns in einer wirklich ländlichen Umgebung befinden. Dadurch sind wir mit der lokalen Gemeinschaft und unseren Arbeitskräften verbunden und haben zudem einen positiven Einfluss auf die Region und die Menschen hier, die für uns mittlerweile zur Familie geworden sind. Wir versuchen, jede Erfahrung persönlich zu machen und die Art und Weise zu überdenken, wie wir heute leben und reisen. Stehenbleiben ist nicht – bei uns kommt ständig Neues dazu. Täglich kommen neue, interessante und teils auch verrückte Menschen zu uns, mit denen wir neue Freundschaften schließen, uns austauschen und alle möglichen kreativen Dinge tun. Die Gäste und unsere MitarbeiterInnen verschmelzen zu dieser wunderbaren Gemeinschaft, die sich gegenseitig unterstützt – das finden wir großartig!
FACES: Woran muss man als Hotelier denken, über das sich andere keine Sorgen machen müssen?
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: Wir sind keine typischen Hoteliers, deshalb ist unser Blick auf diese Frage besonders individuell. In unserer Region ist der Umgang mit Nachhaltigkeit besonders wichtig, und wir müssen uns den Auswirkungen auf unsere Umwelt und die Menschen enorm bewusst sein. Abfallmanagement und soziale Nachhaltigkeit sind für uns wahnsinnig wichtig, und wir versuchen immer wieder, kreative Lösungen zu finden, etwa für die Abfallproblematik. Was das Gastgewerbe anbelangt, versuchen wir, die Beziehung zu unseren Gästen neu zu definieren. Für uns ist diese Interaktion ein Geben und Nehmen – die Gäste kommen, zahlen und erleben, aber wir fordern sie auch heraus, die Auswirkungen ihrer Reisen zu verstehen und zu begreifen, was es bedeutet, Teil einer Gemeinschaft zu sein. Wir denken viel darüber nach, wie wir Verbindungen knüpfen und Aufklärung schaffen können. Wir wollen, dass die Menschen sich Gedanken dazu machen, wie sie ihre Mitmenschen und die Umwelt behandeln und freundlich zueinander sind.
FACES: Worüber zerbrecht ihr euch den Kopf?
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: Wir machen uns eigentlich nicht allzu viele Sorgen, sondern gehen methodisch und sehr bewusst an die Dinge heran. Wir sprechen deshalb nicht von Sorgen, sondern davon, überlegt zu handeln und einem Plan zu folgen, ohne darüber den Kopf zu verlieren.
Chef zu sein, ist nicht leicht
FACES: Wie seid ihr als Chefs?
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: Wir versuchen, fair, verständnisvoll und unterstützend zu sein. Letztendlich ist unser Team der Kern dessen, was diesen Ort so magisch und besonders macht. Unsere Mitarbeitenden sind hinsichtlich ihres sozioökonomischen Hintergrunds sowie ihrer Herkunft sehr divers und stammen aus allen Teilen der Welt. Es ist uns ein Anliegen, ständig besser zu werden, neue Wege zu finden und noch mehr Möglichkeiten zu schaffen, um unsere MitarbeiterInnen zu unterstützen. Wo wir sein wollen und wo wir sind, liegt im Moment noch weit auseinander. Dennoch ist es unser Ziel, unsere Mitarbeitenden stets an erste Stelle zu setzen. Dafür haben wir etwa einen Verhaltenskodex entworfen. Wir dulden kein schlechtes Verhalten von Gästen gegenüber unseren MitarbeiterInnen, was wir überall deutlich kommunizieren. Unser Team ist absolut entscheidend für die Magie dieses Ortes, und nicht zuletzt deshalb versuchen wir, fair zu sein.
FACES: Was macht gute GastgeberInnen aus?
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: Eine gute GastgeberIn ist jemand, der den Raum lesen kann und wirklich versteht, was die Menschen brauchen, ohne überwältigend oder unterwältigend zu sein. Es ist wichtig, Menschen beurteilen zu können und zu verstehen, was sie brauchen, selbst wenn sie selbst noch nicht richtig wissen, was sie benötigen. Gute GastgeberInnen wissen, wann es Zeit ist, aufzudrehen oder zu gehen, sie verstehen, wie man Privatsphäre und Intimität schafft, Einfühlungsvermögen und Verständnis beweist und dabei dennoch klare Grenzen setzt.
Gäste mit großem Herz
FACES: Welche Gäste mögt ihr am meisten?
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: Die seltsamen wahrscheinlich. (lacht) Wir meinen diejenigen, die unseren Horizont und unsere Denkweise erweitern, mit denen wir gute Gespräche führen, Menschen, die gerne teilen und ein großes Herz haben. Es sind diese außerordentlich kreativen und vielleicht auch etwas verrückten Menschen, die voller Leidenschaft unglaubliche Dinge leisten und diese Freude mit anderen teilen wollen, die uns am meisten beeindrucken.
FACES: Welches Verhalten von Gästen macht euch wütend?
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: Unser Projekt trifft nicht jedermanns Geschmack. Du musst diesen Gemeinschaftsgedanken verstehen, familien- und umweltorientiert leben und zu uns kommen, um im Team eine gute Zeit zu haben. Wer diese Philosophie nicht versteht, der ist bei uns falsch. Wir mögen keine Gäste, die schlechte Vibes verbreiten, herablassend oder unhöflich sind oder jemanden erniedrigen. Solche Menschen haben bei uns nichts verloren.
Ein Entwicklungsprozess wie ein guter Wein
FACES: Welche Erwartungen habt ihr an euer Hotel?
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: Wir sehen unser Hotel als einen kleinen Mikrokosmos der Gesellschaft. Uns ist bewusst, dass es eine gewisse Zeit braucht, bis wir dort sind, wo wir hinwollen. Genau diesen Prozess genießen wir allerdings, können wir dabei doch so viel experimentieren und uns überlegen, wie wir Gastronomie, Wellness, Entertainment, Abenteuer und das Reisen an sich für uns neu definieren. Dieser Entwicklungsprozess ist wie ein guter Wein, der mit zunehmendem Alter immer besser wird.
FACES: Welche Geschichte aus eurem Alltag als Hotelier müsst ihr uns unbedingt erzählen?
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: Sagen wir so: „White Lotus“ ist kein Witz. (lacht) Es ist so interessant, Menschen aus der ganzen Welt an einem so traumhaften und magischen Ort zu versammeln und zu sehen, wie unterschiedlich sie mit dem umgehen, was wir ihnen bieten.
Die Liebe zum Detail
FACES: Worauf achtet ihr, wenn ihr selbst auswärts übernachtet?
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: Auf die Liebe zum Detail. Wir schätzen Menschen, die den Mut haben, die Dinge anders zu machen. Dabei achten wir auf großartige Speisen und Getränke sowie exzellenten Service. Man kann am schönsten Ort der Welt sein, aber wenn der Service nicht stimmt, hat das alles keinen Wert. Jede und jeder einzelne ist wichtig – die Person, die den Kaffee bringt, jene, die das Essen kocht, und auch diejenigen, die die Zimmer reinigen. Fühlen sich die Mitarbeitenden nicht wertgeschätzt, dann beinträchtigt das die Seele des Erlebnisses, davon sind wir überzeugt. Für uns sind Orte voller positiver Energie und mit guter Stimmung enorm wichtig.
FACES: Was unterscheidet ein gutes von einem großartigen Hotel?
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: Die Liebe zum Detail. Großartigkeit hat nichts mit einem Stempel, einem Siegel oder einem Stern zu tun oder mit dem perfekten Instagram-Moment. Es geht darum, dass die Atmosphäre, der Service, die Essenz des Ortes und jegliche Details zu diesem einzigartigen Erlebnis verschmelzen, das die Gäste mit nach Hause nehmen und für immer im Herzen halten.
FACES: Wo steht euer eigenes Bett?
Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez: Wir leben und atmen Musa und erfreuen uns täglich an den tollen Menschen, die uns hier besuchen. Viele unserer Gäste entscheiden sich während ihres Aufenthalts dazu, dauerhaft zu bleiben – das ist mit ein Grund, weshalb wir ein spezielles Modell entwickeln, bei dem die Menschen Teil unseres Projektes werden und hier in einem Hideaway ein privates Zuhause finden können.
Musa
Es war das Wasser, das Andrés Saavadera Benitez und Tara Medina zusammengeführt hat. Seitdem reiten sie dieselbe Welle und tun dies am Strand von Mexiko, wo sie in Zihuatanejo ihre Residenz Musa eröffnet haben. Musa ist Hotel und Gemeinschaft, eine Symbiose von Unterkunft und Zufluchtsort und ein Platz für alle, in deren Kopf bunte Gedanken kreisen. Der Name der Residenz ist die Abkürzung des Claims Modern Utopian Society of Adventures. 13 Zimmer beheimaten Gäste, die während des Aufenthalts zu FreundInnen werden, die minimalistisches Design genauso schätzen wie die tropische Lage und die Möglichkeit, an diesem Ort auf Menschen aus aller Herren Länder zu treffen. Dabei legen Benitez und Medina Wert auf einen bewussten und nachhaltigen Umgang mit den Ressourcen. So schafft ein künstliches Riff etwa neuen Lebensraum für Meerestiere, während Pflanzen auf den Dächern die Residenz ganz ohne Strom kühlen.
Musa, Zihuatanejo, Guerrero, Mexiko, stayatmusa.mx
Das halten Tara Medina & Andrés Saavedra Benitez von…
Kreuzfahrtschiffen:
erinnern uns irgendwie an ein schwimmendes Einkaufszentrum.
Buffet-Essen:
Blutbad.
All-inclusive:
Wir schätzen die Vielfalt.
Trinkgeld:
ist eine Form der Wertschätzung.
Hunden im Restaurant und im Hotel:
Freiheit.
Kindern im Restaurant und im Hotel:
Dafür gibt’s den perfekten Ort und die richtige Zeit.
AnimateurInnen:
Bei uns nennen wir sie Wrangler, die ein echtes Partyleben führen, unseren Gästen das Surfen beibringen oder bei Gelegenheit auch ein Krokodil verscheuchen können.
Dresscodes:
Pyjamas aus Seide oder Leinen.
TripAdvisor:
Old-School-Plattform für Leute, die sich beschweren wollen.
Online-Reisebüros:
Wir kommen gut ohne sie aus.
Sharing Economy:
So wie die Welt sein sollte.
Nachhaltigkeit:
ist eine Selbstverständlichkeit.
Fachkräftemangel:
fühlt sich an wie Perlentauchen.
Wir kennen die Menschen hinter den Hotels. Hier findest du noch mehr Hosts und ihre Geschichten.
Teaserfoto & Fotos: © Lover Lover für Musa