Glückseligkeit kann man nicht kaufen. Gut, denn die gibt’s im Hotel Pátio do Tijolo in Lissabon zum Zimmerschlüssel mit dazu.Die Geschwister Juan und Natalia Tubella sind per Zufall auf dieses Gebäude gestoßen, das früher einer Schreinerei Unterschlupf bot. Im Interview verrät Natalia, wie man eine gute GastgeberIn erkennt und wo sie selbst am liebsten nächtigt.
FACES: Wie sind Sie zur Hotellerie gekommen?
Natalia Tubella: Die Reise zur Hotellerie war ein ziemliches Abenteuer! (lacht) Mitten in Bairro Alto im Herzen von Lissabon stießen mein Bruder Juan und ich eines Tages auf dieses wunderschöne alte Gebäude, das mich sofort in seinen Bann zog. Erst dachten wir darüber nach, es zu renovieren und einzelne Wohnungen an TouristInnen zu vermieten. Je mehr wir uns aber auf das Gebäude einließen, desto mehr wurde uns klar, was wir hier vor uns hatten. Aus dem ehemaligen „Casa das Janelas com Vista“ wurde also ein Gästehaus und aus uns damit Hoteliers.
FACES: Wie beschreiben Sie das Pátio do Tijolo in einem Satz?
Natalia Tubella: Als eine Oase im Herzen von Bairro Alto.
FACES: So ein Hotel aufzubauen und sich das Konzept dazu zu überlegen, ist kein einfaches Unterfangen. Können Sie uns mehr zum Prozess erzählen, der schließlich zur Eröffnung des Pátio do Tijolo geführt hat?
Natalia Tubella: Direkt hinter unserem ersten Hotel entdeckten wir diesen weiteren Standort, der uns perfekt für ein Boutique-Hotel vorkam. Unserem Konzept, das wir bereits im „Casa das Janelas com Vista“ beherzigen, blieben wir treu: Wir wollten eine gemütliche und zugleich für Lissabon authentische Atmosphäre schaffen, in der sich unsere Gäste wie zuhause fühlen sollten. Anstatt hunderte Zimmer gibt es bei uns nur ein paar wenige, was wiederum zum authentischen Lebensgefühl beiträgt. Das Pátio do Tijolo hat Charakter und fügt sich zudem sehr gut ins Stadtbild ein. Wir möchten, dass sich unsere Gäste entspannen und gleichzeitig in die Stadt eintauchen können, und ich glaube, das ist uns gelungen.
FACES: Aus welchen drei Gründen sollten wir unbedingt ein Zimmer bei Ihnen buchen?
Natalia Tubella: Es ist uns wichtig, einen sehr persönlichen Service anzubieten, weil wir daran glauben, dass genau dieser unerlässlich ist, um den Gästen ein unvergessliches Erlebnis liefern zu können. Unsere Mitarbeitenden sind unser wichtigstes und wertvollstes Kapital. Die Architektur unseres Gebäudes ist einzigartig und zieht jede und jeden sofort in seinen Bann. Wir legten großen Wert auf eine Symbiose mit der Nachbarschaft und ein harmonisches Zusammenspiel mit den natürlichen Elementen der städtischen Landschaft. Unser minimalistisches Design mit dem gewissen Etwas ermöglicht es, zu entspannen und durchzuatmen. Der Blick auf die Stadt und den Fluss ist das Sahnehäubchen unserer Zimmer und wird von unseren Gästen oft als lebendes Gemälde beschrieben, das die Schönheit Lissabons zeigt.
„Ein gutes Hotel erfüllt die Erwartungen, die es verkauft, aber ein hervorragendes Hotel geht darüber hinaus, indem es Authentizität bietet.“
FACES: Was macht Ihren Alltag in einem Hotel so besonders, und welche Aspekte nerven Sie?
Natalia Tubella: Dass wir Gäste aus der ganzen Welt empfangen dürfen, gibt uns die Möglichkeit, als lokale BotschafterInnen für Lissabon zu fungieren und damit den kulturellen Austasch zu fördern. Wir sind stolz darauf, dass wir unsere lebendige Kultur, unsere Geschichte und die Möglichkeiten, die die Stadt bietet, mit unseren Gästen teilen dürfen. Jeden Tag geben wir uns die größte Mühe und scheuen auch nicht die Extra-Meile, um unseren Gästen stets hervorragende Leistungen zu bieten. Dabei ist uns klar, dass es auch mal vorkommen kann, dass Erwartungen nicht erfüllt werden, und solche Momente sind sehr enttäuschend. Doch wir nutzen auch solche Erfahrungen dazu, um besser zu werden und zu wachsen.
FACES: Womit müssen sich Hoteliers herumschlagen, woran andere Menschen nicht einmal einen Gedanken verschwenden müssen?
Natalia Tubella: Unsere obersten Prioritäten sind der Kundenservice und das Übertreffen der Erwartungen unserer Gäste. Das ist ein hohes Maß an Verantwortung und verlangt nach akribischer Aufmerksamkeit für Details und ständiger Nachbereitung, um all jenen einen hervorragenden Aufenthalt zu garantieren, die bei uns übernachten. Darüber hinaus möchten wir unsere Gäste nahtlos in die Nachbarschaft und die lokale Szene integrieren und ihnen ein Gefühl der Zugehörigkeit vermitteln, während sie bei uns wohnen.
FACES: Worüber machen Sie sich zu viele Sorgen?
Natalia Tubella: Der Klimawandel ist aufgrund seiner schädlichen Auswirkungen auf die Welt ein großes Problem. Als nachhaltiges Hotel sind wir uns bewusst, wie wichtig es ist, sich mit diesem Thema auseinanderzusetzen. Durch die Einführung umweltfreundlicher Praktiken und die Verpflichtung, unseren CO2-Fußabdruck zu verringern, wollen wir einen positiven Beitrag zur Umwelt leisten und unsere Auswirkungen auf den Klimawandel minimieren.
FACES: Sie führen zahlreiche Mitarbeitende. Wie beschreiben Sie sich selbst als Chefin?
Natalia Tubella: Ich verkörpere einen fürsorglichen Führungsstil, und es ist mir enorm wichtig, dass es allen Teammitgliedern gut geht, weil sie eine ganz entscheidende Rolle bei der Zufriedenheit unserer Gäste spielen. Als Führungskraft ist es entscheidend, mit gutem Beispiel voranzugehen und Engagement zu zeigen. Unsere Mitarbeitenden sind keine bloßen Zahlen, sondern Individuen mit individuellen Stärken und Kompetenzen. Es ist ihre menschliche Seite, die sie ausmacht, und obwohl jeder Mensch anders sein mag, haben wir alle ein gemeinsames Ziel: unseren Gästen ein erstklassiges Erlebnis zu bieten.
FACES: Woran erkennt man eine gute GastgeberIn?
Natalia Tubella: Eine gute GastgeberIn ist jemand, der Positivität ausstrahlt und sich aufrichtig um seine Gäste kümmert. Solche Menschen sorgen dafür, dass die Erwartungen der Gäste nicht nur erfüllt, sondern übertroffen werden, und bemühen sich, deren Wünsche und Vorlieben zu erfüllen. Der Schwerpunkt liegt auf der Gestaltung eines Erlebnisses, das den Vorstellungen des Gastes entspricht und ihm das Gefühl gibt, dass er geschätzt wird.
FACES: Welche Gäste bereiten Ihnen die größte Freude?
Natalia Tubella: Gäste, die sich auf unser Konzept einlassen, eine Verbindung zu uns aufbauen und wirklich an einer Interaktion interessiert sind. Solche Gäste beteiligen sich aktiv an dem Erlebnis, das wir bieten, haben Spaß dabei, sich auszudrücken, eigene Erfahrungen zu sammeln und diese mitzuteilen. Damit tragen sie zu einer dynamischen und anregenden Atmosphäre bei.
FACES: Wie schaffen es Gäste, Sie auf die Palme zu bringen?
Natalia Tubella: Es kann eine Herausforderung sein, wenn Gäste unser Konzept nicht ganz verstehen und Bedenken wegen kleinerer Probleme äußern. Wir sind uns jedoch
darüber im Klaren, dass es unmöglich ist, jede und jeden Einzelnen zufrieden zu stellen, und betonen, wie wichtig es ist, Menschen zu gewinnen, die mit unserer Vision übereinstimmen.
„Es sind die menschlichen Verbindungen, die das Hotelgewerbe unglaublich lohnend und besonders machen.“
FACES: Was erwarten Sie von Ihrem Hotel?
Natalia Tubella: Ich stelle mir vor, dass das Pátio do Tijolo ein einzigartiges und unverwechselbares Hotel wird, das Anklang findet und positiv aufgenommen wird. Ich hoffe, dass sich die Gäste außerordentlich wohl fühlen und das Hotel als ihr zweites Zuhause betrachten. Angesichts der fantastischen Bewertungen und Rückmeldungen, die wir in den vergangenen Monaten erhalten haben, können wir mit Sicherheit sagen, dass wir unsere ursprünglichen Erwartungen übertreffen.
FACES: Das Leben als Hotelier hält jeden Tag spannende Geschichten bereit. Welche Situation oder Begegnung ist Ihnen besonders im Gedächtnis geblieben?
Natalia Tubella: Ich bin der festen Überzeugung, dass das schönste Gefühl für einen Hotelier die Treue seiner Gäste ist. In unserem früheren Gästehaus begrüßten wir jedes Jahr ein warmherziges und freundliches Paar, das sich von einfachen Gästen zu besonderen FreundInnen entwickelte. Das ganze Jahr über tauschten wir E-Mails und Geschenke aus und unterhielten uns bei jedem ihrer Besuche ausführlich. Sie haben bereits in unserem neuen Hotel übernachtet, und natürlich hat es ihnen gefallen! Solche menschlichen Verbindungen sind es, die das Hotelgewerbe unglaublich lohnend und besonders machen.
FACES: Worauf achten Sie, wenn Sie selbst auswärts übernachten?
Natalia Tubella: Wenn ich alleine reise, möchte ich eine Unterkunft finden, die ästhetisch ansprechend ist, auch wenn Luxus keine zwingende Voraussetzung ist. Am wichtigsten ist mir eine Atmosphäre, in der sich Alltagserfahrungen widerspiegeln und die ein Gefühl der Ausgeglichenheit vermittelt. Authentizität ist der Schlüssel zu meiner Suche, egal, ob es sich um eine rustikale Holzhütte auf dem Land oder ein modernes Hotel in einer belebten Stadt handelt. Vor allem aber steht für mich der Komfort an erster Stelle.
FACES: Was macht den Unterschied zwischen einem guten und einem großartigen Hotel?
Natalia Tubella: Ein gutes Hotel erfüllt die Erwartungen, die es verkauft, aber ein hervorragendes Hotel geht darüber hinaus, indem es Authentizität bietet.
FACES: Wenn Sie nicht im Hotel übernachten, wo schlafen Sie dann?
Natalia Tubella: Mein eigenes Bett ist ein bewegliches Ziel! Ich bin so etwas wie eine Nomadin, die ständig unterwegs ist, neue Orte erkundet und jeden Tag ein anderes Bett entdeckt. Manchmal in einer Weltstadt, ein anderes Mal auf dem Lande. Man könnte sagen, ich bin auf der ständigen Suche nach dem perfekten Schlaf und erkunde ein kuscheliges Bett nach dem anderen! (lacht)
Pátio Do Tijolo
Dass das Wohl ihrer Gäste Natalia und Juan Tubella am Herzen liegt, beweisen die Geschwister, die ursprünglich aus Barcelona stammen, mit jedem Detail ihres neu eröffneten Hotels Pátio do Tijolo in Lissabon. Wo früher Holz gesägt und geschreinert wurde, befindet sich heute diese Oase, auf die die portugiesische Sonne immer ein paar extra Strahlen wirft. Im Innenhof wachsen üppige Pflanzen um die Wette, während der clever platzierte Sichtbeton ein modernes Wohngefühl erschafft. 24 Zimmer sorgen in den drei Kategorien Superior, Standard und Family mit Aussicht, Balkon und Gartenzugang dafür, dass sich die Gäste hier pudelwohl fühlen. Den Fluss Tejo im Blick und das wuselige Viertel Bairro Alto zu Füßen, stehen alle Zeichen auf Grün, damit einem unvergesslichen Aufenthalt in Lissabon nichts im Weg steht.
www.patiodotijolo.com
Das hält Natalia Tubella von…
Kreuzfahrtschiffen:
…sind eine Invasion. Sie belasten die Umwelt und führen zu nicht nachhaltigen Tourismuspraktiken.
Buffets:
Zum Frühstück bevorzuge ich ein Buffet mit frischen, hochwertigen Produkten, während ich zum Abendessen lieber à la Carte esse.
All-inclusive:
Schrecklich. Ich mag dieses Konzept nicht, weil es das lokale Wirtschaftswachstum erstickt. Es gibt keine authentische lokale Erfahrung. All-Inclusive löscht die Identität der gesamten Umgebung aus – Menschen, Ort und sogar die Gäste.
Trinkgeld:
Wenn der Service außergewöhnlich ist, sehr gerne, aber wenn es obligatorisch ist, verliert das Trinkgeld seinen Sinn.
Hunden im Restaurant und im Hotel:
Ich finde das großartig, aber es kommt darauf an, ob der Ort die Voraussetzungen hat, um hundefreundlich zu sein oder nicht.
Kindern im Restaurant und im Hotel:
Niedlich.
AnimateurInnen:
Zu einer guten musikalischen Unterhaltung sage ich nicht nein.
Dresscodes:
Ein bisschen altmodisch.
TripAdvisor:
Wir schätzen die Demokratie, die sie mit sich bringt, und wie sie uns hilft, uns an hohe Standards zu halten und uns täglich zu verbessern.
Online Travel Agencies:
Großartig, weil sie ein System bieten, mit dem man alle Unterkünfte und Optionen an einem Ort und von überall aus abrufen kann.
Nachhaltigkeit:
Ich tue mein Bestes, um einen grünen Lebensstil zu leben und ihn mit anderen zu teilen. Im Hotel versuchen wir zum Beispiel, den Gästen die Botschaft zu vermitteln, dass es keine zweite Erde gibt.
Fachkräftemangel:
Wir brauchen die besten Fachkräfte, die mit uns und nicht nur für uns arbeiten. Wenn wir ihnen Werkzeuge an die Hand geben, mit denen sie sich in ihren Rollen auszeichnen können, und wenn wir sicherstellen, dass sie sich wertgeschätzt fühlen, dann sind das entscheidende Voraussetzungen dafür, dass sie gerne in unserem Unternehmen bleiben und das Wachstum fördern.
Nächster Halt Lissabon? Vielleicht ist ja noch ein Zimmer frei.
Du willst mehr Insider-Info aus der Hotellerie? Kimberley Cohen vom Hotel Le Grand Mazarin stand uns ebenfalls Rede und Antwort.