Es ist nicht immer der offensichtliche Weg, der zum Glück führt. Im Fall von Arnaud Zannier war es die zweite Abzweigung, die den Sohn eines Mode-Designers, der zeitweise selbst Luxusschuhe kreierte, zum Hotelier werden liess. Mittlerweile gehören dem Franzosen fünf Hotels, die in den Träumen moderner Luxussuchender die Hauptrolle spielen. Eines davon: Zannier Hotels Le Chalet, ein Hideaway für kalte Tage, dessen Annehmlichkeiten selbst in die dunkelste Jahreszeit Licht bringen.
FACES: Wie sind Sie zur Hotellerie gekommen?
Arnaud Zannier: Ich hatte immer eine Vorliebe für Architektur, Innenarchitektur, gutes Essen und feine Restaurants, weshalb mir das Gastgewerbe schon immer am Herzen lag. Nachdem ich fünf Jahre lang in London für Kickers gearbeitet und mein eigenes Unternehmen geführt hatte (N.D.C., handgefertigte Luxusschuhe), bat mich mein Vater, in den Familienbetrieb zurückzukehren. Ich machte mir Gedanken und dachte an einigen Konzepten herum, bis mir eines klar wurde: In Zukunft würde sich Luxus mehr über Momente und Erlebnisse definieren als über goldene Wasserhähne und Marmor. 2011 bekam ich die Gelegenheit, das Drei-Sterne-Restaurant „La Ferme de mon Père“ in Megève in Frankreich zu kaufen. Ich schlug zu, und das Abenteuer Zannier Hotels begann.
F: Wie würden Sie Ihre Hotels und Ihren Stil beschreiben?
AZ: Bei Zannier Hotels wollen wir die schönsten Geschichten des Lebens schreiben. Jeder Aufenthalt ist so gestaltet, dass er eine Verbindung zur lokalen Kultur und Gemeinschaft herstellt. Die Idee ist, unseren Gästen die Möglichkeit zu bieten, sich zu entspannen und gleichzeitig mehr über die Kultur, das Erbe und die Traditionen des Ortes zu erfahren. Zu diesem Zweck sind alle unsere Häuser sowohl in ihrem Design als auch in ihrem Serviceangebot individuell und exquisit. Sie bieten Erlebnisse, die Erinnerungen schaffen und verpflichten sich, die lokalen Gemeinschaften zu stärken und die Umwelt, in der sie sich befinden, zu respektieren.
F: Wie lange hat es von der Idee bis zum fertigen Hotel gedauert?
AZ: Bei Zannier Hotels sind alle unsere Projekte unterschiedlich, so dass der Zeitplan variieren kann. Im Gegensatz zu vielen anderen Hotelgruppen sind wir nicht nur Betreiber, sondern kümmern uns auch intern um die gesamte Entwicklung, einschliesslich Grundstücksrecherche, Hotelkonzeption, Konzeptdefinition, Architektur und Innenarchitektur sowie den Einkauf. Daher gibt es keinen typischen Zeitplan für jedes Projekt, wobei man sagen könnte, dass die Konzeptionsphase etwa zwei Jahre dauert. Wenn wir nur von der Bauphase sprechen (vom ersten Stein bis zur Eröffnung), dauert es durchschnittlich 18 Monate – eine relativ kurze Zeitspanne, wenn man bedenkt, wie viele Details wir erwarten. Unser neuestes Projekt Zannier Hotels Bãi San Hô – mit 73 Villen, drei Restaurants, einem grossen Wellnessbereich und einem Aktivitätenzentrum auf 98 Hektaren – wurde beispielsweise in 18 Monaten gebaut, wobei bis zu 750 Arbeiter gleichzeitig vor Ort waren!
F: Warum sollten wir unbedingt bei Ihnen übernachten?
AZ: Weil wir aussergewöhnliche Luxushotels bieten. Es sind Orte, die eine Seele haben und mit ihrer Umgebung verbunden sind. Bei Zannier Hotels bemühen wir uns, durch Architektur, Atmosphäre und massgeschneiderten Service Emotionen zu wecken.
F: Worüber müssen Hoteliers nachdenken, was andere nicht tun?
AZ: Ich denke, dass sich Hoteliers von Standardisierungen lösen müssen, um die neuen Erwartungen der Kunden zu erfüllen. Nach der Covid-Krise wird das noch deutlicher: Die Menschen suchen nach echten Begegnungen und authentischen Erlebnissen. Wir wollen nicht nur schöne Häuser mit anspruchsvollem Service anbieten, sondern in jedem Haus ein echtes kulturelles und emotionales Eintauchen ermöglichen. Die Gäste sollen von der Schönheit und Einfachheit des Ortes begeistert sein und die gleichen Gefühle empfinden wie ich, als ich zum ersten Mal dort war.
F: Wie sind Sie als Chef?
AZ: Ich habe einen ausgeprägten Unternehmergeist. Ich denke geradlinig, stelle aber sicher, dass ich alle Informationen habe, um eine Entscheidung treffen zu können. Ich beginne Projekte gerne mit einem leeren Blatt Papier und bringe etwas Neues ein. Ich bin besessen von der Suche nach Einfachheit und Zeitlosigkeit in jedem Projekt, an dem ich arbeite. Manche mögen mich als inspirierend oder visionär bezeichnen, aber ich ziehe es vor zu sagen, dass ich leidenschaftlich bin. Mein gesamtes Team ist äusserst leidenschaftlich und arbeitet hart. Sie haben grossen Respekt vor Traditionen und ein echtes Interesse daran, andere Kulturen kennen zu lernen. Das ist für mich sehr wichtig.
F: Welche Eigenschaften braucht ein guter Gastgeber?
AZ: Ich würde sagen, Leidenschaft, Aufgeschlossenheit und ein Auge für Details. Wenn Sie einen Hotelier treffen, der Sie mit offenem Herzen, einem tollen Lächeln und dem gewissen Extra empfängt, das Sie berührt, werden Sie sich definitiv an sie oder ihn erinnern.
F: Was mögen Sie an Gästen am meisten?
AZ: Ich bin immer wieder begeistert, wenn Gäste unsere Hotels zum ersten Mal entdecken. Wir erhalten erstaunliche Kommentare, oft sehr persönlich und emotional, die mir sehr viel bedeuten. Das Interieur unserer einzelnen Hotels fasziniert viele unserer Gäste.
F: Welche Erwartungen haben Sie an Ihr Hotel, und wie haben sich die Erwartungen Ihrer Gäste in den letzten Jahren verändert?
AZ: Ich glaube, dass die Reisenden heute von grossen Hotels und Massentourismus gelangweilt sind. Sie sind stattdessen auf der Suche nach Exklusivität, Privatsphäre und Einzigartigkeit und neigen daher dazu, speziellere Reiseziele auszuwählen, in kleineren Hotels zu übernachten und sich einen persönlicheren Empfang zu wünschen. Ich glaube, dass die Zukunft zu kleinen Orten führt, die eine Seele haben.
F: Als Hotelier und Gastgeber erleben Sie einen spannenden Alltag. Welche Geschichte müssen Sie uns unbedingt erzählen?
AZ: Es ist tatsächlich so: In unserer Branche ist kein Tag wie der andere – und das liebe ich. In den vergangenen zehn Jahren habe ich eine Menge Anekdoten gesammelt. Natürlich war meine Begegnung mit Angelina Jolie im Jahr 2015 bei der Eröffnung des Zannier Hotels Phum Baitang ein grossartiger Moment, der uns international bekannt gemacht hat. Aber alle kleinen Momente sind wertvoll. Ich erinnere mich an die Worte eines Paares, das seine Flitterwochen in den Zannier Hotels Sonop verbrachte, kurz nach der Eröffnung – sie waren überglücklich. Ich behalte alle Menschen, die ich während des Baus unserer Hotels getroffen und mit ihnen zusammengearbeitet habe, in Erinnerung. Die Eröffnungsphase ist oft die denkwürdigste Zeit, denn sie bedeutet, dass eine Vision zum Leben erwacht, die davor nur in meinem Kopf existierte. Manchmal ist es auch etwas stressig, wie beispielsweise am Eröffnungstag des Zannier Hotels Omaanda, als im Juli alle Rohre eingefroren waren, oder als 30 Tage vor der Eröffnung der Zannier Hotels Bãi San Hô ein Hurrikan über Phu Yen hinwegfegte. Glücklicherweise haben wir dank der Leidenschaft, dem Einsatz und der Kompetenz unserer Teams all diese Schwierigkeiten überwunden.
F: Was halten Sie von Airbnb?
AZ: Glücklicherweise ist das Umfeld der luxuriösen Hotellerie noch teilweise von Plattformen wie Airbnb verschont geblieben. Wir sehen Airbnb nicht als direkte Bedrohung für unsere Hotels, da wir davon überzeugt sind, dass wir ein anderes Erlebnis bieten. Wir sind ein menschenorientiertes Unternehmen, und Airbnb ist ein produktorientiertes Unternehmen. Wir bieten viel mehr als nur die Vermietung von Zimmern. Bei uns bekommt der Gast eine Erfahrung, ja gar eine Geschichte und einen anderen Blickwinkel auf die Welt.
F: Worauf achten Sie, wenn Sie selbst unterwegs sind?
AZ: Mehr als auf Komfort oder einen Namen achte ich auf einen Ort mit einer Seele; eine lokale Atmosphäre, die es mir ermöglicht, zu entdecken, zu lernen, zu fühlen…
F: Welches ist das beste Hotel der Welt, in dem Sie selbst übernachtet haben?
AZ: Es ist schwer, ein einziges Hotel zu nennen, aber ich mag das Five Arms in Schottland besonders. Der Ort ist wunderschön, toll gemacht und das Ganze in unberührter Natur. Das Hotel ist sehr abgelegen, aber es wird einem dort nie langweilig. Ich finde es sehr inspirierend und ideal zum Entspannen.
F: Welches Hotel würden Sie gerne selbst besitzen?
AZ: Wahrscheinlich einen der ikonischen Stadtpaläste, das, was wir gemeinhin eine alte Dame nennen. Ich würde das Ganze gerne modernisieren, dabei aber den Charme der Vergangenheit bewahren
F: Wo steht Ihr eigenes Bett?
AZ: Nach mehreren Jahren in Belgien, wo ich meine drei Kinder grossgezogen habe, habe ich beschlossen, nach London umzuziehen, wo ich seit 2019 mit meiner Partnerin lebe. Diese pulsierende Stadt, in der man so ziemlich alles machen kann und die für Kreative und Architekturliebhaber wie mich sehr inspirierend ist, hat mir schon immer gefallen. Ich habe eine schöne Wohnung in Kensington.
Das hält Arnaud Zannier von…
Kreuzfahrtschiffen… Das habe ich noch nie gemacht, aber ich würde es wirklich gerne versuchen. Wahrscheinlich auf einem abenteuerlicheren Schiff, das versteckte Ecken oder ungewöhnliche Ziele wie die Antarktis erkundet.
Buffetessen… Das Buffet wird in unserer Branche allgemein sehr geschätzt, vor allem beim Frühstück. Ich bin weniger ein Fan von Mittag- und Abendessen, zudem produzieren Buffets oft mehr Müll, was wir soweit wie möglich zu vermeiden versuchen.
Trinkgeld… Es ist wichtig, das Personal in unserer Branche zu belohnen, da es sich um einen schwierigen Job handelt, der sehr anspruchsvoll ist und lange Arbeitszeiten mit sich bringt! Ich bin also definitiv dafür.
Dresscodes… Ich respektiere Traditionen und habe früher in der Modebranche gearbeitet, daher ist es für mich wichtig, für eine Veranstaltung das passende Outfit zu wählen.
Tripadvisor… TripAdvisor ist ein gutes Instrument, um zusätzliche Informationen über ein Restaurant, ein Hotel oder ein Reiseziel zu erhalten, aber ich persönlich nutze es nie.
Online-Reisebüros… einfach für schnelle Buchungen, aber wahrscheinlich nicht das beste Werkzeug, um einzigartige Objekte zu finden. Wir ziehen es vor, mit spezialisierten Reisebüros und Luxusreiseveranstaltern zusammenzuarbeiten, um unsere Objekte zu bewerben.
Sharing Economy… etwas, das es schon immer gab, aber kaum mit allen Unternehmen vereinbar ist.
Nachhaltigkeit… Ein Muss! Es gibt keine Diskussion über die globale Erwärmung. Deshalb versuchen wir bei Zannier Hotels in aller Bescheidenheit, unsere Auswirkungen auf die Umgebung und die lokalen Gemeinschaften so weit wie möglich zu begrenzen, von der Konzeption bis zum Betrieb.
Zannier Hotels Le Chalet
2011 von Arnaud Zannier gegründet, umfasst Zannier Hotels mittlerweile fünf Luxus-Hotels: Phum Baitang im kambodschanischen Siem Reap, Bãi San Hô im vietnamesischen Phu Yen, die zwei namibischen Hotels Omaanda in Windhoek East und Sonop in Namib Desert sowie das Le Chalet in Megève in den französischen Alpen. Letzteres ist der perfekte Ort, um kalte Tage zu verbringen, sich einzukuscheln und vor dem Kamin die Zeit zu geniessen. Mit Blick aufs Mont-Blanc-Gebirge verweilt man hier in rustikal-alpinen Zimmern, entspannt inmitten von dunklem Holz und hellen Möbeln und lässt nach einem Tag auf der Piste vor dem prasselnden Feuer die Seele baumeln.
Zannier Hotels Le Chalet, 367 route du Crêt, 74120 Megève, Frankreich, zannierhotels.com