David Schütter hat sie alle durch: Die Guten, die Bösen und ganz viele Rollen in der Grauzone des Lebens hat der Deutsche bereits verkörpert und das so brillant, dass wir uns jederzeit sein Poster an die Wand hängen würden. Dass Schütter auch als Model eine ganz gute Figur macht, zeigt er gekleidet in Louis Vuitton in unserem Editorial. Noch Fragen? Nun denn, here we go.
FACES: Was war die erste Lektion, die du als Schauspieler gelernt hast?
David Schütter: Zuhören, denken, handeln.
FACES: Schaust du dir deine eigenen Filme im Kino an?
David Schütter: Wenn überhaupt, dann sehe ich mich selbst höchstens bei Premieren auf der Leinwand. Das liegt daran, dass ich mich selbst nicht so gerne betrachte. Oft liegen zwischen Dreh und dem fertigen Film auch noch Schnitt, Musik und so weiter, und man lernt in dieser Zeit ja stets weiter. Bis der Film dann endlich rauskommt, hätte man alles schon wieder anders – und ja, vielleicht auch besser – gemacht.
Von Sean Penn zu Aladdin
FACES: Welcher Film, bei dem du nicht selbst mitgewirkt hast, hat dich besonders geprägt?
David Schütter: „Hurlyburly“ mit Sean Penn und Kevin Spacey. Ich habe an diesem Film geliebt, wie absurd menschliches Handeln in purer Verzweiflung sein darf.
FACES: Wie lernst du deine Texte?
David Schütter: Nur mit FreundInnen. Wenn ich alleine lerne, brauche ich gefühlt 30-mal länger, weil ich mich ablenke.
FACES: In welche Haut welcher Figur würdest du gerne einmal schlüpfen?
David Schütter: Ich möchte gerne einmal Aladdin sein. Ich glaube, jeder möchte einen Affen und Papageien, die einen beim Taschendiebstahl unterstützen.
Die Faszination von Bösewichten
FACES: Bei der Performance welcher SchauspielerIn klatschst du in die Hände?
David Schütter: Ich klatsche in die Hände und verneige mich vor Leonie Benesch. Wer „Das Lehrerzimmer“ nicht gesehen hat, der hat sich die eine wichtige Frage zu Schulzeiten nicht gestellt: Was passiert eigentlich in diesem Raum?
FACES: Häftling oder Kommissar, Frauenhasser oder Märchenprinz, der Böse oder der Held: In welcher Rolle fühlst du dich am wohlsten?
David Schütter: Ich mag die Bösewichte lieber. Irgendwie habe ich auch das Gefühl, dass es HeldInnen meist nur im Fernsehen gibt, denn wo sind sie denn alle, diese HeldInnen im wahren Leben? Da wird unsere Gesellschaft doch total getäuscht! Ich glaube, selbstsüchtige und opportunistische Figuren spiegeln den Einfluss auf das Weltgeschehen viel wahrheitsgetreuer wider als der Heldenkult im Fernsehen.
Das Leben als Schauspieler und die Krux mit Social Media
FACES: Wie hast du dir das Leben als Schauspieler früher vorgestellt, und wie ist es tatsächlich?
David Schütter: Das Meiste konnte ich erahnen, bis auf die Tatsache, dass man für sein eigenes Marketing via Social Media verantwortlich gemacht wird. Dabei glaube ich, dass man sein Gesicht viel zu sehr verbraucht, wenn man sein gesamtes Leben schlecht mitfilmt. Es ist wie bei FreundInnen und Familienmitgliedern, die dich viel zu gut kennen, um dir alles abzunehmen, was du spielst. Das passiert auch, wenn Follower dich in deinem Leben auf Schritt und Tritt begleiten dürfen.
FACES: Was ist das Schwierigste am Beruf des Schauspielers?
David Schütter: Das Schwierigste ist, eine Absage nicht zu sehr an sich heranzulassen. Man bekommt schnell das Gefühl, dass du, wenn du für eine Rolle keine Zusage kriegst, auch als Mensch einfach nicht gewollt bist. Da muss man lernen, zu unterscheiden, sonst fühlt man sich viel zu schnell ungeliebt.
FACES: Wie haben Streamingdienste wie Netflix und Co. deine Arbeit verändert?
David Schütter: Ich glaube, dass man sich an viel größere Geschichten und Genres heran traut, weil man viel internationaler denkt – und das tut dem deutschen Film durchaus gut.
Kino ist immer besser
FACES: Welche Filme guckst du im Kino und welche lieber zuhause?
David Schütter: Ich schaue alle Filme lieber im Kino, aber manchmal schaffe ich es zeitlich einfach nicht und muss dann auf den heimischen Fernseher zurückgreifen. Aber Kino ist immer besser. Kino ist alles.
FACES: Woran erkennst du ein gutes Drehbuch?
David Schütter: Wenn ich das Gefühl habe, dass jemand versucht, wirklich etwas zu erzählen und nicht einfach nur redet um des Redens Willen.
FACES: Welche lustige Geschichte vom Set musst du uns unbedingt erzählen?
David Schütter: Ich erlebe so viele lustige Dinge, aber wenn ich so etwas erzählen soll, dann fällt mir nichts ein. (lacht)
FACES: Wer schauspielern kann, kann auch modeln, richtig?
David Schütter: Nein, dem stimme ich überhaupt nicht zu. Ich fühle mich vor bewegten Bildern sehr viel wohler als vor einer Kamera, die einfach nur Fotos von mir macht. Beim Fotografieren will ich immer, dass der Moment ganz schnell vorbeigeht, weil ich mich in einer halben Schockstarre befinde.
Mode darf alles – nur keine Verkleidung sein
FACES: Was darf Mode und was muss sie sein?
David Schütter: Ich glaube, Mode darf wie jede andere Kunstform alles, aber was sie muss, das weiß ich nicht. Ich weiß nur, was sie nicht sein sollte: eine Verkleidung.
FACES: Wo kaufst du deine Kleidung am liebsten ein?
David Schütter: Ich bin ein großer Freund von Vintage. Ich habe häufig das Gefühl, dass die hohe Qualität alter Stoffe heute weniger Verwendung findet.
FACES: Welcher Mode-Trend macht dich wahnsinnig?
David Schütter: Trucker Caps und diese sogenannten Sneaker Freaker. Manchmal fällt es mir schwer, erwachsene Menschen mit Turnschuhen ernst zu nehmen.
FACES: Von wem lässt du dich in Sachen Style inspirieren?
David Schütter: Von meinem Großvater. Der hat Farben kombiniert, die eine absolute Frechheit waren, aber es hat immer funktioniert.
FACES: An welchem Teil in deinem Kleiderschrank hängt dein Herz?
David Schütter: Die Anzüge meines Großvaters und eine Lederjacke aus meiner ersten größeren Rolle, die ich auch mal vererben will.
FACES: Was ist das Beste, was dir je widerfahren ist?
David Schütter: Ich habe verstanden, dass Alleinsein und Einsamkeit zwei völlig verschiedene Dinge sind.
David Schütter
In seinem CV stehen sie alle, die ganz Großen des filmischen ABCs. Dank Opa schlummert das Talent für die Schauspielerei bereits in David Schütters Blut, da denkt der Deutsche noch gar nicht daran, einst selbst auf der Leinwand zu sein. 2008 landet er als Teenie dann doch in „Die Pfefferkörner“ vor der Kamera und leckt derart Blut, dass er sich für das Erlernen des Handwerks direkt hinter die Schulbank setzt. Seit dem Abschluss reißt man sich in Deutschland um Schütter, sodass sich bald Film um Film und Serie um Serie in seinem Lebenslauf aneinanderreihen. Dafür heimst der Berliner nicht nur Preise ein – sondern auch den Applaus aller, die ihm einmal dabei zuschauen durften, in eine andere Rolle zu schlüpfen.
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Foto: © Stephie Braun