Was kann die neueste Kamera aus dem Hause Nikon? Unsere Redakteurin hat die Z6III eine Weile lang zu ihrer treuen Wegbegleiterin gemacht und sie auf Herz und Nieren – sprich auf Blende und Verschluss – getestet. Und verrät dir nun, ob sich die Investition lohnt.
Thesen aufstellen gehört neben dem Fotografieren zu meinen Hobbys. Ich bin überzeugt, dass es genau zwei Arten von FotografInnen gibt. Den einen geht bei technischen Details das Herz auf. Sie sammeln Gadgets wie andere Schuhe oder Lippenstifte und stürmen Läden und Online-Shops, sobald ein neues Gerät auftaucht. Für die anderen ist die Kamera eher zweitrangig und zu komplizierte Technologie einschüchternd. Ihnen geht es eher um den Akt des Fotografieren selbst und das Resultat, das mit genügend Talent ja aus jedem Apparat herauszulocken ist. Ich gehöre eher zu letzteren, da ich bei zu vielen technischen Funktionen lieber die Flucht ergreife, statt mich in hundertseitige Gebrauchsanleitungen einzulesen. Trotzdem gibt es das ein oder andere Kameramodell, das irgendwann in meiner Sammlung landen muss. Und in jedem Fall ziehe ich eine Kamera dem Smartphone vor. Meine Argumente sind also doch nicht ganz stichfest.
Wenn die Kamera schlauer ist als du
Die Nikon Z6III, die im Sommer auf FotografieliebhaberInnen losgelassen wurde, hat sich nun also meiner Prüfung unterstellt. Oder ich ihrer? Dem Wunderwerk stand ich nämlich zuerst skeptisch gegenüber: Zu viele Funktionen, zu groß, zu schwer – Vorurteile, die ich schnell ablegte. Die Nikon Z6III besticht zuerst tatsächlich mit zahlreichen Kniffen, die vor allem den Technikjunkies unter den Kameranerds den Puls im positiven Sinne hochjagen. In Eckdaten lässt sich das folgendermaßen zusammenfassen: Die Nikon Z6III ist eine spiegellose Vollformatkamera mit 24,5 Megapixeln, 6k RAW-Video, bis zu 120 Bildern pro Sekunde, einer ISO-Empfindlichkeit von 100 bis 64’000 und einem hochauflösenden elektronischen Sucher mit extra großem Farbraum. Und sie hat eine 3D-Gesichtserkennungsfunktion, die auch Tiere, Autos und sonstige Objekte erkennt. Die Kamera weiß also schneller als du, wer oder was dir gerade an der Linse vorbeihuscht und fokussiert auch bei viel Bewegung auf das gewünschte Objekt. Wenn dir die Zahlen von vorhin nichts sagen, reicht folgende Übersetzung: Diese Kamera kann richtig viel. Und es ist ihr völlig egal, welche Lichtverhältnisse gerade herrschen – sie fängt alles klar erkenntlich und beeindruckend scharf ein. Wer gerne fotografiert, wird sie also nicht mehr aus der Hand legen wollen – auch wenn sie kein Leichtgewicht ist. Sie wiegt nämlich ein kleines bisschen mehr als ihre Vorgängerin, aber schwerer als eine für den Alltag vollgepackte Tasche ist sie nicht.
Stadt, Land, Porträt
Man kann noch so lange über technische Details fachsimpeln – was Kamera und FotografIn können, findet man nur durch Ausprobieren heraus. Wo könnte man die Kamera besser testen als in einer Großstadt, die dauerhaft von TouristInnen besiedelt ist, so dass es gar nicht auffällt, wenn man das Treiben hauptsächlich durch den Sucher betrachtet? Weil Straßenfotografie nach wie vor eines meiner liebsten Fotografiegenres ist, wollte ich natürlich als erstes herausfinden, wie gut mich die Z6III die wunderschöne Alltagsbanalität von Zürich und Paris einfangen lässt. Kurze Antwort: Großartig. Mit dem 24 – 70mm Objektiv kommt man nah an Situationen heran und hat Spielraum bei der Bildkomposition. Wer es experimentell mag, kann sich mit Blende und Verschlusszeit so richtig austoben. Das emsige Treiben einer vollen Fußgängerzone lässt sich nämlich bestens länger belichten. Ein guter Fotografietag beinhaltet nicht nur eine gute Kamera, sondern idealerweise auch viel Sonnenlicht. Dann tauchen Schattenformen auf, mit denen man visuelle Kritzeleien kreieren kann. Auch da ist die Stadt der ideale Spielplatz, da Gebäude, Menschen und öffentliche Verkehrsmittel für endlose Sujets sorgen. Mein persönliches Highlight ist die Bandbreite der ISO-Empfindlichkeit. Zusammen mit der oben erwähnten Blende und Verschlusszeit lässt sich so in jedem Lichtverhältnis kreativ werden. Von lange belichtet und voller Bewegung über messerscharf bis dunkel kann man die Kamera bis ins letzte Detail genau so einstellen, dass das Bild entsteht, das man im Kopf hat.Auch für Porträts und Naturaufnahmen eignet sich die Z6III. Ob Blume, Berg oder Gesicht – die Schärfe, der schnelle Autofokus und die authentische Farbgebung triumphieren in den verschiedensten Situationen und machen die Kamera so zum echten Multitalent. Wenn wir schon von Vielseitigkeit sprechen: Vor lauter Fotografieren darf man nicht vergessen, dass die Z6III auch eine richtig gute Videokamera ist. Fans vom Bewegtbild kommen also ebenfalls auf ihre Kosten.
Test: mit Bestnote bestanden
Müsste ich Sterne, Punkte oder Noten vergeben, würde die Z6III Höchstwerte bekommen. Wer sich für Fotografie interessiert, wird mit dieser Alleskönnerin aufblühen. Für AnfängerInnen mögen die vielen Einstellungen anfangs überfordernd sein. Und die Kamera selbst ein bisschen zu schwer und voluminös. Mit etwas Disziplin und viel Ausprobieren sollten aber Fotofans aller Fähigkeiten etwas mit der Z6III hinkriegen. Eine Ladung Bonuspunkte gibt es für die App SnapBridge, mit der die Fotos in Nullkommanichts auf dem Smartphone landen. Wichtig: Wenn du so häufig auf den Auslöser drückst wie ich, dann unbedingt das automatische Synchronisieren ausschalten, sonst platzt dein Handy aus allen Nähten. Die App fungiert als perfekte Verbindung zwischen der schnelllebigen Social-Media-Welt und der guten alten Kamerakunst. Deine sorgfältig gesammelten Schnappschüsse landen so innert Minuten auf Instagram und Co. Wenn du schon lange mit dem Gedanken spielst, dir eine professionelle Kamera zuzulegen, kann ich dir die Z6III mit gutem Gewissen empfehlen.
So viel Text, dabei geht es doch bei einer Kamera ums Visuelle. Hier findest du eine bunte Auswahl an verschiedenen KünstlerInnen, die mit dem Fotoapparat Erstaunliches zaubern.
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Fotos: ©Josefine Zürcher